piwik no script img

Rasierte Kiwis

Die neuseeländischen Vitaminbomben werden erstmals wieder in Hamburg gelöscht  ■ Von Malte Weber

Nach rund vier Wochen auf hoher See sind endlich Millionen neuseeländischer Kiwis in Hamburg angekommen. Mit einem Tag Verspätung zwar, allein der weite Weg entschuldigt ihr Säumen. Das erste Mal seit Jahren werden die kleinen braunen Früchte mit dem höchsten Frucht-Nährwert und den wenigen Kalorien – A kiwi a day keeps the doctor away – wieder palettenweise im Freihafen gelöscht. Bislang kamen die 11 Millionen Kartons für die hiesigen VerbraucherInnen über das belgische Zeebrügge nach Deutschland.

Weil die BundesbürgerInnen über 30 Prozent vom europäischen Kiwi-Import verputzen, haben sich Exportfirma, Lagergesellschaft und Verkaufsketten zusammengesetzt und jetzt ein erstes Schiff nach Hamburg gelotst. „Wir hoffen auf noch zwei weitere Frachter in diesem Jahr“, erklärt Jürgen Wulf, Frucht-Manager der HHLA. Das wäre dann zwar nur ein Zehntel von dem, was an Kiwi-Schiffen in Zeebrügge anlegt, aber „ein Schritt in die richtige Richtung, auch im Hinblick auf den neuen osteuropäischen Markt.“ Auch der Europa-Manager des neuseeländischen Erzeugers, Guus van der Kleij, freut sich über die Premiere: „Wir planen sogar, drei weitere Schiffe nach Hamburg zu schicken, um die Frucht so nah wie möglich an den Kunden zu bringen.“ Das Anlaufen von Hamburg per Schiff sei viel ökologischer, und „wir wollen schließlich die Umwelt schützen“.

Um den KundInnen die Frucht auch anderweitig näher zu bringen, sind derzeit drei Kiwi-Käfer und ein Kleinbus in Deutschland unterwegs und verteilen Rezepte und Durstlöscher. „So ein kleines, braunes Ding – die Außenseite der Kiwi ist nicht begeisternd. Man muß immer was draus machen“, meint van der Kleij. Nebenbei hat er die Kiwi-Ankunft genutzt, um für die Vitaminbombe zu werben und eine neue Sorte ohne den typischen Außenflaum vorzustellen.

Von den 3.700 Paletten, die seit gestern am O'Swaldkai gelöscht werden, hat Detlef Hasenbusch vom Edeka-Fruchtkontor 350 Stück bestellt: „Ab Freitag werden wir die Kiwis in den Läden haben und in etwa zwei Wochen sind alle verkauft.“ Wenn man Kiwis getrennt von anderem Obst kalt lagert, halten sie drei Monate. Um den Reifeprozeß zu beschleunigen, legt man sie einfach neben Äpfel oder Bananen. Kiwi-Erntezeit ist noch bis Oktober, deshalb wird es bis zum Winter frische Kiwis in den Läden geben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen