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Zahlen zu Algen in Badeseen unter Verschluß

■ Gesundheitsverwaltung: Meßergebnisse niedriger als „Vorsorgewert“. Duschen empfohlen

Um die Gesundheitsgefahr durch Blaualgen in den Badeseen abzuschätzen, müssen sich die Berliner weiterhin auf ihr Augenmaß verlassen. Inzwischen liegen zwar erste Meßergebnisse vor, einzelne Werte wurden von der Gesundheitsverwaltung aber noch nicht bekanntgegeben. Laut Landesamt für Gesundheitsschutz liegen sie zwar alle unterhalb des „Vorsorgewertes“, den das Bundesumweltamt festgelegt hat. Für Risikogruppen wie Kleinkinder und Allergiker bleibt das Bad in der Algenbrühe aber bedenklich.

Im Tegeler und im Müggelsee sowie an der Unterhavel und in den Dahmegewässern untersuchte das Institut für Umweltanalytik und Humantoxikologie, eine nachgeordnete Behörde der Gesundheitsverwaltung, von Mitte Juli bis Anfang August die Blaualgenkonzentration. Institutsleiter Hermann Fromme erläuterte, daß die Giftkonzentration der Algen, sogenannte Mikrozystine, ab 100 Mikrogramm pro Liter so schädigend sei, daß das Baden verboten werden müsse. Dieser „Vorsorgewert“ wurde bei den Messungen jedoch nicht erreicht. Schon ab 10 Mikrogramm, ergänzte Fromme, könne das Baden jedoch für Risikogruppen gefährlich werden. Vor allem Kinder, die leichter Wasser schluckten als Erwachsene, sollten deshalb auf das Bad verzichten.

Entscheidend bleibt nach der Einschätzung von Roswitha Kröger vom Landesamt für Gesundheitsschutz die „konkrete Situation vor Ort“. Wenn die Algen im Wasser zu sehen seien, sollten Kinder und Allergiker möglichst nicht baden. Alle anderen sollten nach dem Algenbad duschen und die Badesachen wechseln.

Der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Hartwig Berger, bezeichnete das Vorgehen der Gesundheitsverwaltung als „Nebelwerferei“. Gesundheitssenatorin Beate Hübner sei verpflichtet, die Bevölkerung zu informieren und zu warnen. Wenn das nicht geschehe, verabschiede sich Hübner von vorsorgender Gesundheitspolitik.

Mit Blick auf die Badewasserqualität gibt es keine regelmäßige Untersuchung der Blaualgen in den Seen, berichtete Fromme. Er bedauerte, daß sein Institut dafür keinen Auftrag der Gesundheitsverwaltung habe. Nur für die Umweltverwaltung untersuchten sie routinemäßig die Blaualgenkonzentration, allerdings nur unter ökologischen Gesichtspunkten. Jutta Wagemann

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