: Fünf Tote bei Erdrutsch
■ Behörde hält Gesteinslawinen nicht für vorhersagbar. Kein Geld für sicherere Tunnels
Bozen (AP/dpa) – Ein Erdrutsch hat in der Nacht zum Samstag nach einem schweren Unwetter auf der Südtiroler Seite der Brennerautobahn fünf Deutsche in den Tod gerissen. Auf das Unglück mitten in der Urlaubsreisezeit folgte ein Verkehrschaos. Autobahn, Staatsstraße und die zweigleisige Eisenbahnlinie waren zunächst vollständig blockiert.
Laut Polizei befanden sich die Opfer in zwei Autos. Es handelte sich um ein Mainzer Ehepaar sowie eine Familie aus Pinneberg in Schleswig-Holstein. Am Unglücksort ging ein schweres Gewitter nieder. Der Regen führte dazu, daß sich Erdmassen vom Hang lösten. Insgesamt fünf Gesteinslawinen rasten talwärts.
Die Erdrutschkatastrophe war nach Darstellung eines Sprechers der Südtiroler Zivilschutzbehörde „absolut unvorhersehbar“. „Niemand konnte damit rechnen, daß der unerwartet starke Wolkenbruch solche Auswirkungen haben würde“, sagte Günther Walcher von der Rettungsleitstelle in Bozen. In unmittelbarer Nähe des Erdrutsches gebe es keine Skipisten, und es sei auch nicht gerodet worden. Die durch enge Gebirgstäler führende Brennerautobahn wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Erdrutschen betroffen. 1991 ereignete sich ein ähnlich spektakuläres Unglück: Nur wenige Kilometer nördlich von Franzensfeste bei Mittewald wurden ebenfalls beide Richtungsfahrbahnen meterhoch von Schlamm- und Geröllmassen begraben, verletzt wurde niemand.
Meteorologen bezeichneten es als unmöglich, Murenabgänge vorauszusagen. Den Autofahrern wurde geraten, bei Wolkenbrüchen sichere Parkplätze anzusteuern. Italiens Bauminister Paolo Costa sagte, die moderne Methode, Alpenstraßen- und bahnen nicht mehr durch Täler, sondern durch Tunnels zu führen, sei im Augenblick in Italien kaum finanzierbar. Auf die Frage, ob man derartige Katastrophen nicht mit Zäunen oder Mauern verhindern könne, sprach Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder von einer Zwickmühle: Zu intensiver Lawinenschutz würde von Umweltschützern kritisiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen