: An der Flucht gehindert
■ Afghanistan: weitere Siege für Taliban. Wer nach Pakistan will, wird interniert
Islamabad (dpa/AP) – Die radikalislamischen Taliban-Milizen haben ihren Vormarsch in Nordafghanistan fortgesetzt und in der Provinz Samangan die Hauptstadt Aybak eingenommen. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Afghanische Islamische Presse (AIP) unter Berufung auf Taliban- Quellen. Bei den Kämpfen um die Provinzhauptstadt seien 170 Soldaten der gegnerischen Kommandeure der Nordallianz gefangengenommen worden. Damit beherrscht diese Allianz nur noch die Provinz Bamijan im Zentrum Afghanistans sowie das Pandschir- Tal nördlich von Kabul. Diese letzten Hochburgen sind von den Taliban aber völlig eingeschlossen.
Die Siege der Taliban beunruhigen zunehmend die Nachbarn des zentralasiatischen Landes. Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen und Augenzeugen berichteten gestern von der Verfolgung ethnischer und religiöser Minderheiten durch die der paschtunischen Bevölkerungsmehrheit angehörenden Soldaten. Hunderte von Flüchtlingen aus der vor einer Woche eroberten Stadt Masar-i- Scharif seien von den Taliban an der Flucht nach Pakistan gehindert und in Dschalalabad interniert worden. Taliban-Kämpfer kontrollierten jedes nach Pakistan fahrende Fahrzeug und holten Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten aus den Bussen. Offenbar rächten sich die Taliban für die großen Verluste, die ihnen die schiitische Miliz Hesb-i-Wahadat und andere beim ersten Versuch der Eroberung der Stadt im vergangenen Jahr zugefügt hatten. Die Taliban gehören wie die Mehrheit der Afghanen der sunnitischen Glaubensrichtung des Islams an.
Rußland warnte die Taliban vor einer Überschreitung der Grenze zu den zentralasiatischen Exsowjetrepubliken. Der russische Gesandte für die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), Iwan Rybkin, sagte am Samstag anläßlich eines Besuchs bei russischen Truppen in Tadschikistan, Rußland werde mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht zurückschlagen, wenn die Taliban die Grenze zu einem der GUS-Staaten überschreiten sollte.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen