: Kongos Präsident Kabila zunehmend isoliert
■ Das Regime in Kinshasa zerfällt, die Versuche zum Aufbau einer „Volksverteidigung“ gegen die anrückenden Rebellen und zur Anwerbung ausländischer Unterstützer sind bisher erfolglos
Kinshasa/Berlin (AP/AFP/taz) Szene in einem Sportstadion in Kongos Hauptstadt Kinshasa: Einige Dutzend Jugendliche stehen vor einem Anwerber der Armee. Wer von ihnen hat Arbeit? Keiner hebt die Hand. Wer ist bereit, seine Heimat zu verteidigen? Alle heben die Hände. Wer ist bereit, auch ohne Sold zu kämpfen? Die Hände senken sich, die Menge zerstreut sich.
Die Versuche des Regimes von Laurent Kabila, in Kinshasa eine „Volksverteidigung“ gegen die anrückenden Rebellen aufzubauen, nehmen sich bislang eher kläglich aus. Frischangeworbene Jugendliche erhalten nach Angaben aus der Armee ein paar Tage lang Grundausbildung und werden dann an die Front geschickt, die südwestlich von Kinshasa liegt und der Hauptstadt immer näher kommt. Gegen die kriegserfahrenen Rebellen auf der anderen Seite, zumeist aufständische Soldaten der regulären Armee, können die neuen Rekruten dann aber wohl wenig ausrichten.
In Kinshasa mehren sich derweil die Zeichen, daß die Regierung zerfällt. Vize-Innenminister Faustin Munene ist nach Medienberichten verhaftet worden – ihm wird vorgeworfen, neue Rekruten auf die Seite der Rebellen zu locken. Diplomaten berichten, Regierungsmitglieder beantragten massenweise Visa für die Ausreise. Bitten Kabilas um militärischen Beistand aus dem Ausland, unter anderem von Angola, sind bisher erfolglos geblieben. Die Regierung Südafrikas lehnte gestern förmlich jedes Eingreifen zugunsten Kabilas ab. Die Regierung Simbabwes dementierte nach langem Schweigen Berichte, sie wolle mit ihrer Luftwaffe Kabila zu Hilfe kommen. Zugleich begaben sich südafrikanische, simbabwische und andere afrikanische Diplomaten in den Osten des Kongo, um Gespräche mit den Rebellen aufzunehmen.
Diese setzen ihren Vormarsch auf Kinshasa fort. Gestern sollen Kabila-treue Soldaten in Kimpese 200 Kilometer südlich von Kinshasa vor den Rebellen geflohen sein. Die Rebellen haben angekündigt, Kinshasa werde noch diese Woche fallen. D.J.
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