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Unterm Strich

Von wegen Versöhnung von Geist und Macht, es gibt auch noch Fundamentalopposition und jede Menge Lust an der Meinung. Scharfe Kritik an Bundesregierung und SPD hat „Lindenstraße“-Produzent Hans W. Geißendörfer geübt. Die großen Erfolge der Rechtsradikalen in Ostdeutschland seien auf „Unzufriedenheit mit einer schwachen, idiotischen und phantasielosen Regierung“ zurückzuführen, sagte Geißendörfer im Interview der September-Ausgabe des Playboy. Es meldeten sich natürlich viele Leute zu Wort, die aus echter Überzeugung rechtsradikal seien. „Aber wenn diese völlig verbrauchte Regierung endlich abgelöst wird und den Nachfolgern etwas mehr einfällt als Kohl und Konsorten, wird dieses Land ganz bestimmt nicht nach rechtsaußen abdriften“, meinte der 57jährige Regisseur. Außerdem übte Geißendörfer als bekennender ehemaliger SPD-Wähler auch Kritik an den Sozialdemokraten. „Gucken Sie sich an, wie populistisch die SPD zu Wahlkampfzwecken genau solche Themen ausschlachtet, die auch die CSU beackert: Innere Sicherheit und Ausländer zum Beispiel.“ Die Differenzen seien minimal. Der eine sei sportlich schlank, der andere unsportlich dick. „Das war's schon.“ Apropos Unterschiede. Geißendörfer sprach auch über seine Branche, die Fernsehmacher. Den Privatsender Sat.1 nannte er einen „Ferkelkanal, auch politisch“. Geißendörfer berichtete weiter, daß im Vorfeld der Bundestagswahl sehr viele Politiker angefragt hätten, ob sie in der „Lindenstraße“ mitspielen könnten. Es seien auch Minister und Staatssekretäre darunter gewesen. Auf die Frage, welcher Politiker das Zeug hätte, in der „Lindenstraße“ aufzutreten, nannte Geißendörfer den Grünen Joschka Fischer. „Ich hätte 100 Ideen, wie er in die Handlung zu integrieren wäre.“ Gerhard Schröders Auftritt in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ hat ihm nicht so gut gefallen.

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