: Warten auf das grüne Auto
Verkehrsclub VCD stellt seine Umweltliste für Autos vor: „Smart“ liegt vorn, aber ein echtes „Öko-Auto“ ist nicht in Sicht. Dafür verbrauchen die Wagen zuviel Sprit ■ Von Bernhard Pötter
Das am wenigsten umweltschädliche Auto auf dem deutschen Markt ist der MCC Smart City Coupé. Wegen seines geringen Verbrauchs, aber vor allem wegen seines Mobilitätskonzeptes (siehe Text unten) setzte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) das von Mercedes und Swatch entwickelte Kleinmobil, das im Oktober auf den Markt kommt, gestern an die Spitze seiner „Auto-Umweltliste“. Auf den Plätzen folgen der Daihatsu Sirion und der Opel Corsa. Bei der Kompaktklasse führt der Opel Astra vor dem VW Golf, bei den Familienautos der Mitsubishi Carisma vor dem Skoda Felicia (siehe Tabellen) – die jeweils genügsam motorisierten Varianten, versteht sich.
Wenn schon Auto fahren, dann eines von diesen, ist das Fazit des VCD aus seinem jährlichen Öko- Ranking. „Ein Pkw, der aus Umweltsicht neue Maßstäbe setzt, ist auch 1998 nicht auf dem Markt“, erklärte VCD-Sprecher Burkhard Reinartz. Das „ernüchternde Fazit“ der Liste sei, daß ein versprochenes Dreiliterauto weiterhin auf sich warten lasse und die günstigsten Pkws immer noch fünf Liter Benzin auf 100 Kilometer verbrennen. „Die Testsieger sind umweltverträglicher als andere“, hieß es vom VCD, „aber es sind keine ,Öko-Autos‘, die man uneingeschränkt zum Kauf empfehlen kann.“
Getestet hat der Verkehrsclub 200 gängige Modelle auf dem deutschen Markt – große Spritfresser wie Sportwagen und schwermotorige Limousinen wurden nicht berücksichtigt. „Für 90 Prozent der Autofahrer reicht ein Auto aus unserer Bestenliste aus“, so der VCD. Detailliert listet der Club die einzelnen Modelle auf und vergibt fünf Noten zwischen „Auto aus Umweltgründen abzulehnen“ und „Wenn, dann so eins“. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Anteil der empfehlenswerten Wagen von 26 auf 40 erhöht.
Ganz schlecht schneiden beim Öko-Check die „Mini-Vans“ ab. Von 35 getesteten Modellen stuft der VCD 32 als „nicht empfehlenswert“ ein. Der Grund: Die Wagen haben „viel überflüssiges Blech“, und „ihre Produktion ist aufwendiger, sie brauchen mehr Platz und saufen viel mehr Sprit“, heißt es in der Broschüre. Selbst bei Crashtests schnitten die Großlimousinen oft schlechter ab als Kleinwagen.
Durch den Smart und die neue A-Klasse von Mercedes-Benz hat sich der Anteil der deutschen Wagen unter den zehn empfehlenswerten auf vier erhöht. „Die deutsche Automobilindustrie setzt weiterhin auf schnelle und starke Wagen und nicht auf sparsame Kleinautos“, kritisiert VCD-Sprecher Reinartz. Bei der Bewertung des Umweltengagements der Hersteller liegen die deutschen Autobauer dagegen nach Ansicht des VCD vorn: Auf Platz eins der Liste über ökologische Parameter der Produktion liegt Audi, gefolgt von VW, Mercedes-Benz, BMW und Opel. „Audi baut gute Autos“, sagt VCD-Sprecher Reinartz, „aber leider die falschen Modelle.“
Das sieht der „Verband der Automobilindustrie“ (VDA) ganz anders. Der ließ erklären, daß „in den vergangenen zehn Jahren die Emissionen des motorisierten Straßenverkehrs um 40 bis 60 Prozent zurückgegangen sind“. Die Industrie wolle noch in den Neunzigern Pkws mit drei bis vier Litern Verbrauch herausbringen.
Trotz der VCD-Kritik an der Autoindustrie sieht Karl-Heinz Ludewig von „Umkehr e.V.“, einem Zusammenschluß von etwa 3.000 Verkehrsinitiativen, die „Gefahr der Vernebelung“, die eine solche Öko-Liste für Autos mit sich bringe. Auf diese Weise lasse man sich „auf das System Auto“ ein und fördere möglicherweise ein „gutes Ökogewissen bei den Autokäufern.“ Auch für den BUND-Verkehrsexperten Peter Westenberger ist die VCD-Liste eine „Gratwanderung“. Doch selbst wenn es zu einer Verkehrswende hin zu mehr öffentlichem Verkehr komme, seien nach realisitschen Betrachtungen immer noch viele Pkws unterwegs. „Daher ist diese Liste sehr sinnvoll“, meinte Westenberger.
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