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Vor der Versenkung

■ 31 Ukrainer drohen, das Kreuzfahrtschiff „Odessa Sky“ in Wilhelmshaven zu kapern

Seit zwei Jahren leben 31 Ukrainer in Wilhelmshaven an Bord des in Wilhelmshaven liegenden Kreuzfahrtschiffes „Odessa Sky“. Sie warten das Schiff, scheuern das Deck, und säubern die Toiletten – doch sie weigern sich, die Schiffsschrauben zum Rotieren zu bringen oder an Land zu gehen. Denn vorher würden sie gern ihre Heuer-Ansprüche erfüllt bekommen. Nun droht die Situation zu eskalieren.

Denn nach der Zwangsversteigerung droht dem Schiff jetzt die Kaperung durch die Besatzung. Das sagte am Donnerstag Michael Blanke, der als Inspektor der Internationalen Transportarbeiter-Vereinigung (ITF) die 27 Männer und vier Frauen betreut. Sollte es zu einer Zwangsräumung des Schiffes kommen, droht die Besatzung mit der Versenkung des Luxusliners.

Die „Odessa Sky“ war vor fast zwei Jahren in Wilhelmshaven an die Kette gelegt worden, nachdem die damalige Eigentümerin, eine Reederei mit Sitz in Liberia, Reparaturkosten in Millionenhöhe schuldig geblieben war. Vor knapp drei Wochen wurde das Schiff bei einer Zwangsversteigerung für 16,5 Millionen Mark von einer holländischen Gesellschaft erworben. Sie will nach unbestätigten Meldungen das Kreuzfahrtschiff als Spielkasino einsetzen.

Mit dem Erlös aus der Zwangsversteigerung soll nach Angaben des Amtsgerichts Wilhelmshaven vorrangig auch die Heuer-Forderungen der Besatzung beglichen werden. Strittig sei aufgrund des verworrenen internationalen Tarifrechts die Höhe der Summe, die nach ITF- Berechnungen insgesamt 1,4 Millionen Mark beträgt. Die neue Schiffseignerin hat bislang „aus humanitären Gründen“ auf eine Zwangsräumung verzichtet und der Besatzung „ein Flugticket in die Ukraine und 200 Dollar Taschengeld“ angeboten. Eine gerichtliche Klärung der Heuer-Ansprüche kann nach Einschätzung von Experten Jahre dauern. dpa

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