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Gutachterliche Space-Park -Wirren

■ Im Zank um das Amusement- und Einkaufszentrum spielen Befürworter und Kritiker falsch – mit Zahlen, die gerade passen

Allmählich wird es ernst in Sachen Space-Park. Wie zu hören ist, bereiten die Beamten im Wirtschaftsressort die Vorlage für die im September angepeilte Senatsentscheidung über das Amusement- und Einkaufszentrum in Gröpelingen vor. Die Forscher des Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung (BAW) sitzen an einer Untersuchung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen des Projekts – und klagen hinter vorgehaltener Hand über fehlende Daten.

Bisher haben die Abwehrkäm-pfe des innerstädtischen Einzelhandels gegen das von Kritikern „Einkaufszentrum mit Rakete“ titulierte Konzept des Entwicklers Jürg Köllmann die sachliche Diskussion nicht befördert. Auch die Vernebelungstaktik der Wirtschaftsbehörde und die selektive Informationspolitik Köllmanns tragen nicht zur Klärung der Frage bei, ob Bremen insgesamt vom Space Park profitieren kann oder ob er mehr schadet als nutzt, wie Einzelhändler und Gewerkschafter befürchten.

Bisher beruft sich ein jeder auf Zahlen, die ihm passen – und verdammt die Zahlen der anderen. Im Mittelpunkt des Gutachterstreits steht der Hamburger Rainer Lademann und seine Gesellschaft für Wettbewerbsforschung und Handelsentwicklung (GWH), der seit 1990 die Entwicklung des regionalen Einzelhandels im Auftrag des Kommunalverbundes Bremen/Niedersachsen analysiert. Lademanns Zahlen waren es, die Gutachter der CIMA aus München im Auftrag der Innenstadt-Händler als „ohne Begründung“, „methodisch zweifelhaft“, „veraltet“ und „zu optimistisch“ bewertet hatten.

Dabei, so betont Lademann auf Anfrage der taz, habe er nie die Effekte des Space-Parks-Shopping-Centers auf andere Handels-Standorte der Stadt untersucht. Vielmehr habe er im Frühjahr im Auftrag Köllmanns und „mit Zustimmung Bremens“ eine Machbarkeitsstudie für ein Einkaufszentrum im Space Park aus betriebswirtschaftlicher Sicht erstellt.

In der öffentlichen Debatte und in der Kritik der CIMA-Gutachter sei diese Arbeit für Köllmann aber mit einem anderen Auftrag vermischt worden, den er kurz vorher für den Kommunalverbund erledigt habe: einem „Gutachten zur städtebaulichen und raumordnerischen Verträglichkeit“ eines Nordwest-Zentrums in Bremen. Die GWH kam zu dem Schluß, daß an der Ritterhuder Heerstraße ein Fachmarkt-Zentrum mit einem SB-Warenhaus, Bau- und Möbelmärkten sowie einem integrierten Freizeitangebot keine gravierenden Auswirkungen auf die Innenstadt und die umliegenden Ortsteile hätte. Im Gegenteil würde im Bremer Westen eine Lücke im Einzelhandelsnetz geschlossen, die bisher die Menschen zum Einkauf in den Bremer Süden und auf die andere Weserseite treibe.

Auf keinen Fall könne man nun aber die Ergebnisse für das „Nordwest-Zentrum“ auf den Space-Park übertragen, warnt Lademann. Was an der Ritterhunder Heerstraße geplant sei, habe nichts mit einem im Space-Park visionierten „Urban-Entertainment-Center“ ganz neuen Typs gemein, eher sei dort an eine normale Konkurrenz zu Umland-Zentren für „Kofferraum-Einkäufe“ gedacht.

Wenn im Space-Park jedoch eine neue Qualität von Attraktion geschaffen und das Zentrum verkehrlich besser an die Innenstadt angebunden würde, hätte das erhebliche Auswirkungen auf die Region, weil Besucher von weiter her angezogen würden. Die unterentwickelte Funktion Bremens als Zentrum würde gestärkt. „Mit einer Roland-Center-Konzeption“ klappe das nicht, da sei bloße Konkurrenz zum Bestehenden zu erwarten.

Den Gutachtern von CIMA, die im Auftrag der großen City-Einzelhändler seine Zahlen zerpflückt hatten, wirft Lademann seinerseits grobe Fehler vor. So hätten sie schlicht außer acht gelassen, daß im Stadtstaat Bremen andere fiskalpolitische Vorraussetzungen gelten als in anderen Großstädten. Es sei in Bremen weniger als anderswo hinnehmbar, daß Nachfrage ungebremst ins Umland abfließe. Ferner hätten die CIMA-Gutachter bei ihrer Prognose einer bestenfalls stagnierenden Kaufkraft in der Region Bremen Grundlegendes übersehen. So werde zwar die allgemeine Kaufkraft nicht wachsen, dennoch hätten die Bremer aber mehr Geld, um es in Läden auszugeben, schon wegen des sinkenden Mietniveaus. Außerdem steige die Bevölkerungszahl in der Region, nicht in der Stadt, aber im Umland.

Diese Tendenzen hätten ihn dazu gebracht, die Chancen für ein wirklich attraktives Freizeit- und Einkaufszentrum Space-Park positiv zu bewerten, sagt Lademann. Für eine Vorhersage über die Folgen für den bestehenden Handel ist es aber aus seiner Sicht noch zu früh. Dazu müßten Branchenmix und erste Mieter feststehen.

Joachim Fahrun

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