: Wildes Anti-Gen-Campen
■ Acker bei Lüneburg seit einer Woche besetzt. Heute Party – mit Übernachtung
„Gentechnologie ist ein Ausdruck von menschlichem Machbarkeitswahn“, verkündet ein Transparent auf einem Acker in Amelinghausen bei Lüneburg. Das Feld ist seit einer Woche besetzt. So will das „Lüneburger Bündnis gegen Gen“ verhindern, daß die Firma AgrEvo GmbH genmanipulierten Winterraps aussät.
Das Unternehmen will nicht nur den Ertrag der Pflanzen testen, der höher sein soll als bei herkömmlichem Raps. Vor allem soll ihre Resistenz gegen ein hauseigenes Pflanzenvernichtungsmittel, das Totalherbizid „Liberty“, erstmals im Freien geprüft werden.
Das Robert-Koch-Institut hat den Versuch trotz über 600 Einwendungen aus dem kleinen Amelinghausen genehmigt. Weitere Versuche mit dieser Züchtung muß die Firma darum nur noch innerhalb von 14 Tagen anmelden. Die AgrEvo habe diese Möglichkeit bereits genutzt, so das Anti-Gen-Bündnis, und je zwei Versuchsfelder in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Bayern benannt.
„Das Schlimmste ist der undemokratische Umgang mit der Aussetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“, findet Feld-Besetzer Björn Svensson. „Beim Raps kommt hinzu, daß es in Europa so viele artverwandte Pflanzen gibt. Der Wind transportiert das Erbgut zwei Kilometer, Insekten sogar bis zu zehn Kilometer weit.“
Ein Dutzend BesetzerInnen zwischen 17 und 61 Jahren ist immer auf dem Acker zwischen Amelinghausen und Etzen; AnwohnerInnen kommen zum Klönschnack vorbei und bringen Brötchen oder Kaffee und Kuchen mit. „Beim Heideblütenfest am Sonntag fahren wir mit einem eigenen Wagen mit und stellen die Genrapskönigin vor“, kündigt Svensson an. Am Samstag ab 20 Uhr werde es zudem „eine Riesenfete gegen Gen mit zwei Bands geben“.
Von der Bundesstraße 209 aus weisen gelbe Luftballons und ein Schild den Weg zum besetzten Acker; wer mitfeiern und dort übernachten will, sollte Zelt, Spaten und Verpflegung mitbringen. Strafrechtliche Konsequenzen müssen die BesetzerInnen nicht fürchten. Weil das Feld brachliegt und nicht umzäunt ist, begehen sie lediglich eine Ordnungswidrigkeit: wildes Campen. Malte Weber
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