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Kabilas bunter Freundeskreis

Der Krieg im Kongo internationalisiert sich. Immer mehr Staaten greifen zugunsten Kabilas ein. Aber sie verfolgen sehr unterschiedliche und auch egoistische Interessen  ■ Von Dominic Johnson

Berlin (taz) – Als treuester Freund der Regierung Kabila in der Demokratischen Republik Kongo erweist sich derzeit Simbabwe, das 600 bis 900 Soldaten in Kongos Hauptstadt Kinshasa entsandt hat. Die Truppen aus Simbabwe sind nach einem Bericht der simbabwischen Regierungszeitung Herald „an strategischen Punkten um Kinshasa herum stationiert, um die Hauptstadt vor den Rebellen zu sichern“. Unter den Truppen befanden sich bei der Landung auch portugiesischsprachige Soldaten, was auf in Simbabwes Armee integrierte ehemalige Kämpfer der mosambikanischen Renamo-Rebellen hindeuten könnte.

Das Bündnis zwischen Kabila und der Regierung von Robert Mugabe in Simbabwe hat historische, politische und ökonomische Hintergründe. Zum einen hatte die simbabwische Befreiungsbewegung unter Mugabe in den 70er Jahren über Tansania Kontakt zu Kabilas Guerillakämpfern im Osten des damaligen Zaire. Zum anderen ist die Intervention im Kongo für den innenpolitisch bedrängten Mugabe heute ein Mittel, als regionaler Führer Punkte zu sammeln und dazu die unzufriedenen Veteranen aus dem Befreiungskrieg zufriedenzustellen – einige von ihnen sollen an der Interventionstruppe beteiligt sein.

Kabila schuldet Simbabwe umgerechnet etwa 90 Millionen Dollar aus der Zeit des Krieges gegen Mobutu 1996/97, als die simbabwische Luftwaffe Kabila zu Hilfe kam. Seitdem wartet Mugabe auf die Einlösung von Kabilas Versprechen, größere Rüstungsaufträge an Simbabwe zu vergeben. Die simbabwische Presse berichtet in diesem Zusammenhang, mit der Kongo-Intervention und der dazugehörigen Aufrüstung solle das kriselnde staatliche simbabwische Rüstungsunternehmen ZDI saniert werden. Vor dem Kriegsausbruch im Kongo importierte Simbabwe große Mengen Militärmaterial aus China, was von der Opposition kritisiert wurde. Auch die Militärintervention im Kongo stößt jetzt auf Kritik. Oppositionsführer Alois Masepe sagte, Mugabe „benutzt die Armee, um unter dem Vorwand des Schutzes unschuldiger Bürger im Kongo seine persönlichen Freundschaften zu schützen“.

Militärisch wichtiger für den Kongo ist der Beitrag von Angola. Angolanische Truppen sind sowohl in Kinshasa wie auch weiter westlich stationiert und nahmen jetzt die kongolesische Militärbasis Kitona ein, die bisher das Zentrum der Aktivitäten der RCD-Rebellen im Westen des Kongo darstellte. Die angolanische Intervention im Kongo ist nicht eindeutig aus Parteinahme für Kabila zu werten, dem Angolas Präsident Eduardo dos Santos wenig zutraut. Vielmehr lautet das Kalkül: Wenn Angola statt dessen für Kongos Rebellen Partei ergreifen würde, könnte Kabila sich mit dem angolanischen Rebellenchef Jonas Savimbi verbünden. Angolas Regierung will mit ihrem Eingreifen in Kinshasa sicherstellen, daß niemand dort regiert, der sich nicht den angolanischen Sicherheitsbedürfnissen in der Region beugt.

Namibia ist mit Materiallieferungen an Kabilas Armee Dritter im militärischen Pro-Kabila-Bund. Mosambik hat eine eigene Truppenentsendung nach Kongo, wie am Freitag von der Nachrichtenagentur Reuters gemeldet worden war, dementiert. Kongo-Brazzaville, dessen Hauptstadt Brazzaville gegenüber von Kinshasa am Kongo-Fluß liegt, hat keine Wahl, als auf Seiten Angolas zu stehen, dessen Armee das Land kontrolliert. Eine Delegation aus Kinshasa hält sich derzeit in Brazzaville auf, um auf aktivere Unterstützung zu drängen.

Sambia hat sich noch nicht offiziell im Kongo engagiert, aber die sambische Presse nennt das Land bereits als Teilnehmer am Krieg auf Seiten Kabilas. Verteidigungsminister Chitalu Sampa antwortete auf Journalistenfragen, ob Sambia bereits im Kongo eingegriffen habe, mit „No comment“. Für Sambia dürfte vorrangig sein, es sich nicht mit dem mächtigen Nachbarn Angola zu verscherzen, der Sambia in der Vergangenheit vorgeworfen hat, Angolas Unita- Rebellen zu unterstützen.

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