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Neue Lehrerarbeitslosigkeit droht

■ Bildungsforscher hält es für unverantwortlich, bei AbiturientInnen weiterhin für den Lehrerberuf zu werben

In der Bundesrepublik droht ab dem Jahr 2000 erneut eine erhebliche Lehrerarbeitslosigkeit, und das, obwohl in den nächsten zwölf Jahren fast jeder zweite Lehrer in Pension geht. Das geht aus einer Analyse hervor, die der Bildungsforscher Klaus Klemm gestern bei einer Tagung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in List auf Sylt vorlegte. Klemm geht davon aus, daß künftig nur etwa 60 Prozent aller JunglehrerInnen eine Stelle im Schuldienst bekommen werden. Es sei daher unverantwortlich, bei AbiturientInnen für den Lehrerberuf zu werben. Derzeit beginnen knapp 50.000 junge Menschen pro Jahr ein Lehramtsstudium.

Klemm prognostiziert, daß die alten Bundesländer trotz steigender Schülerzahlen in den nächsten Jahren nicht wesentlich mehr LehrerInnen beschäftigen werden als heute. In vielen Ländern werde das Stellenvolumen eher noch reduziert. Parallel dazu müsse wegen der Geburtenentwicklung im Westen noch einmal mit rund 800.000 zusätzlichen SchülerInnen gerechnet werden. Dafür wären eigentlich 50.000 neue Lehrerstellen erforderlich, wollte man am gegenwärtigen Unterrichtsstandard festhalten.

Ein Einfrieren der Stellenzahl bedeute dagegen, daß die aus dem SchülerInnenanstieg resultierende Mehrarbeit von den heutigen Lehrkräften mit abgedeckt werden müsse. Dies bedeute: Größere Klassen und ein weiterer Abbau von Unterricht.

Völlig gegenläufig ist dagegen die Entwicklung im Osten. Infolge des „Geburtenknicks“ nach 1989 sinkt dort der Stellenbedarf in den Schulen von heute rund 181.000 auf nur noch 99.000 im Schuljahr 2010/11.

Wegen der Altersstruktur der deutschen LehrerInnen werden bis zum Jahr 2010 im Westen 47,5 Prozent, im Osten 43,6 Prozent der heutigen Pädagogen ausscheiden. Die Lehrerkollegien im Osten sind im Durschschnitt etwas jünger als im Westen. Unter Einbeziehung der Teilzeitarbeit rechnet der Bildungsforscher im Westen in den nächsten Jahren mit rund 15.000 Neueinstellungen pro Jahr. Um 2010 werde es dann bis zu 23.000 Neueinstellungen jährlich geben. Im Osten tendieren die Einstellungschancen dagegen gegen Null. dpa

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