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Stollmann will noch viel lernen

SPD-Schattenminister sprach mit Betriebsräten und seinem möglichen Ministerkollegen Walter Riester: Mitbestimmung und Betriebsräte sind „unverzichtbar“  ■ Von Cornelia Fuchs

Bonn (taz) – Sie waren alle froh, mal drüber gesprochen zu haben. Drei Stunden lang unterhielt sich der SPD-Schattenwirtschaftsminister Jost Stollmann mit 25 Betriebsräten aus der Metall-, Chemie- und Bergbauindustrie sowie der Post. Mit von der Partie war auch der designierte SPD-Arbeitsminister und IG-Metall-Vizechef Walter Riester. Stollmann nannte das Gespräch eine „aufregende und gute Erfahrung“. Auch der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats der Thyssen AG, Dieter Kroll, sagte: „Wir haben heute ein sehr gutes Gefühl gehabt.“

Der Unternehmer Stollmann hatte in Gewerkschaftskreisen mit seinen Äußerungen zu der Bedeutung von Betriebsräten und des Betriebsverfassungsgesetzes für Aufregung gesorgt. Dies sei im Wahlkampfgetöse unnötig aufgebauscht worden, sagte Stollmann. Aus seiner Sicht sei die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Betrieben „völlig unverzichtbar, um die Zukunft zu bewältigen“. Dafür sei auch ein rechtlicher Rahmen wie das Betriebsverfassungsgesetz nötig.

Riester und Stollmann betonten gemeinsam, daß sie das Gesetz reformieren wollten: So müßten beispielsweise die unterschiedlichen Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit- oder Telearbeit gesetzlich berücksichtigt werden. Das Team Riester/Stollmann will auch in einer zukünftigen SPD-Regierung eng zusammenarbeiten. Stollmann sagte, daß er und Riester „sich perfekt ergänzen und gut verstehen“. Die Betriebsräte zeigten sich erfreut über die Dialogbereitschaft der beiden Minister in spe.

Der Thyssen-Betriebsratsvorsitzende Kroll sagte, er wolle zwar nicht in Lobgesang ausbrechen. Aber endlich würde einmal nach dem Know-how der Betriebsräte gefragt. Stollmann bestätigte, daß er viel gelernt habe, „vor allem über die betriebstägliche Arbeit“. Er hatte mit seiner öffentlichen Frage nach der Sinnhaftigkeit von Subventionen für veraltete Industriezweige gerade von der Kohleindustrie harsche Kritik geerntet. Jetzt sagte er: „Klar ist doch, daß man alte Industrien nicht wegwirft, sondern aus ihnen das Neue herausholt.“

Der Thyssen-Betriebsrat bestätigte: „Stollmann geht ohne Vorurteile an die alten Industrien.“ Gefehlt hat bei dem Gespräch die schärfste Kritikerin von Jost Stollmann, die stellvertretende DGB- Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer. Ein geplantes Treffen zwischen ihr und Stollmann ist bis jetzt noch nicht zustande gekommen. Beide machten dafür Terminschwierigkeiten verantwortlich. Stollmann betonte vor den Journalisten, daß er sich ab sofort mehr der inhaltlichen Arbeit widmen wolle.

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