■ Mit Halogenlampen auf du und du: Moderne Stromfresser
Berlin (taz) – Die Halogenlampe hat es in den letzten 15 Jahren auf dem europäischen Markt zu einer beachtlichen Stellung gebracht. In fast jedem Haushalt gibt es die 12-Volt- Halogenlampen, die mit einem Trafo ausgestattet sind. Sie leuchten besonders stark und sind einigermaßen energiesparend.
Nun haben die Firmen Osram, ein Tochterunternehmen der Siemens AG, und Philips gemeinsam eine 230-Volt-Lampe entwickelt. Seit einigen Monaten ist sie im deutschen Einzelhandel erhältlich. Diese neuentwickelte Halogenleuchte wird als technisch innovatives und sehr kundenfreundliches Modell angepriesen: „Die derzeit kleinsten und kompaktesten Lampen ihrer Art“, jubelte jüngst Philips in einer Pressemitteilung.
Doch die neuen Lampen haben auch Schattenseiten. Da sie über einen Netzstecker direkt mit 230 Volt betrieben werden, verbrauchen sie ein Vielfaches mehr als die 12-Volt-Modelle, deren Stromverbrauch heruntertransformiert wird. Obwohl sie mehr Strom verbrauchen, leuchten die neuen Modelle weniger hell als die alten Halogenlampen. Das bestätigte auch die Lichtabteilung der Philips GmbH auf Anfrage.
Ein Vorteil der neuen Lampen entpuppt sich unter Energiespar-Gesichtspunkten als Nachteil. Die 230-Volt-Leuchten ermöglichen es, die Lichtstärke stufenlos zu regeln: das sogenannte Dimmen. Doch dies bewirkt, daß die Lampen auch im ausgeschalteten Zustand Strom verbrauchen.
Schwedische Wissenschaftler sehen schon eine mittlere Energiekatastrophe auf Europa zukommen. „Die neue Halogen- Bedrohung“, heißt es etwa in der Zeitschrift der Internationalen Organisation für energiesparende Beleuchtung. Wenn sich die Lampen erst einmal auf dem europäischen Strommarkt etabliert hätten, so lautet die Befürchtung, könnte der Stromverbrauch um mehrere Terrawattstunden (1 Terrawattstunde = 1 Milliarde Kilowattstunden) ansteigen.
Ihre Warnung stützen die Wissenschaftler vor allem auf den niedrigen Einführungspreis der Lampen, der zur Folge haben könnte, daß die Stromschlucker die Trafo-Modelle vom Markt verdrängen. Hingegen dementieren sowohl Philips als auch Osram derartige Absichten.
Man wolle beide Modelle parallel auf dem Markt vertreiben, erklärt Philips. Allerdings seien die Absatzzahlen für die ersten Monate nach der Markteinführung sehr positiv verlaufen. Diese Anfangserfolge sprechen dafür, daß sich die Stromfresser auf dem Markt etablieren könnten. René Wendt
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