: FMLN tritt mit linker Kandidatin zu den Wahlen an
■ Mit dem Rückzug Hector Silvas aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der ehemaligen Guerilla FMLN ist in El Salvador eine Spaltung der Partei vorerst abgewendet
San Salvador (taz) – Der Streit um die Präsidentschaftskandidatur der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) in El Salvador ist bereits vor dem Parteitag entschieden worden. Hector Silva, Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador und Vertreter des sozialdemokratischen Flügels der ehemaligen Guerilla, hat am Dienstag überraschend seine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur zurückgezogen. Damit ist der Weg frei für die ehemalige staatliche Menschenrechtsbeauftragte Victoria Marina de Aviles. Sie ist die Kandidatin des linken Flügels.
In einem Pressegespräch erklärte Silva, er wolle mit seiner Entscheidung eine Spaltung der Partei verhindern. Die hatte sich abgezeichnet, als am 15. August der erste Versuch einer Kandidatenkür gescheitert war. Danach war es zu heftigen Rangeleien zwischen den Anhängern der beiden Kandidaten gekommen. Die Wahl sollte am kommenden Samstag wiederholt werden.
Silvas Rückzug erscheint nun wie eine Niederlage des sozialdemokratischen Flügels und eine Rache der Linken. Die hatten im vergangenen Dezember eine Schlappe einstecken müssen, als der Sozialdemokrat Facundo Guardado zum Generalsekretär gewählt wurde.
Silva selbst erklärte seinen Rückzug als „eine persönliche Entscheidung“, die er „ohne jeglichen Druck von außen“ gefällt habe. Er werde die Kandidatur von Aviles unterstützen, denn nur als geschlossene Partei habe die FMLN eine Chance, 1999 an die Regierung zu kommen.
Das Präsidium der FMLN zeigte sich von Silvas Rückzug überrascht. „Wir wissen noch nicht, was am kommenden Samstag passieren wird“, sagte ein Sprecher. Eine formale Bestätigung von Aviles als Kandidatin sei genauso möglich wie das unvermittelte Auftauchen neuer Bewerber.
In El Salvador wird am 7. März kommenden Jahres ein neuer Präsident gewählt. Nach den jüngsten Umfragen hat die FMLN dabei reale Chancen, die rechte Arena nach zehn Jahren Regierung abzulösen. Toni Keppeler
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