CDUler schaudern

■ Landeschef „empört“ über Hamburger Ehe. Schlimmer wäre nur Adoptionsrecht

Der Hamburger CDU-Landeschef Dirk Fischer, der im September wieder in den Bundestag einziehen will, lehnt die „Hamburger Ehe“ für Lesben und Schwule entsetzt ab. „Es ist empörend, was der rot-grüne Senat hier inszeniert“, läßt er die Öffentlichkeit wissen. Am Dienstag beschloß die Landesregierung, homosexuellen Paaren zu ermöglichen, sich auf dem Standesamt das Jawort zu geben. Da eine „echte“ Homo-Ehe nur auf Bundesebene geschaffen werden kann, haben die „eingetragenen Partnerschaften“ zwar nur symbolische Bedeutung. Doch die CDU fürchtet zu Recht, daß dies nur als erster Schritt für eine republikweite Lösung gedacht ist. Ein entsprechender Antrag liegt im Bundesrat vor.

Fischer müsse sich wundern, „zu welchen Verrenkungen die SPD durch die Liebdienerei gegenüber den Grünen gebracht“ werde. Die Homo-Ehe könne „traditionelle SPD-Wähler nur mit Schaudern erfüllen“. Die CDU lehne sie ebenso ab wie „die Einsegnung gleichgeschlechtlicher Verbindungen vor kirchlichen Altären“. Nach Fischers Auffassung sollen „außereheliche Gemeinschaften“ sich damit bescheiden, „persönliche Fragen füreinander vertraglich“ zu regeln.

Andreas Kühn hingegen, ein einfacher CDU-Bürgerschaftsabgeordneter, bewertet die „Hamburger Ehe“ als „grundsätzlich positiv“; sie sei „ein richtiges Signal an die Gesellschaft“. Dennoch dürfe die Gleichstellung nicht so weit gehen, Lesben und Schwulen ein Adoptionsrecht einzuräumen. Das werde „der Verantwortung der Gesellschaft gegenüber den Kindern nicht gerecht. Eine Störung der Entwicklung“ sei nicht auszuschließen.

Ähnlich skeptisch steht auch SPD-Kanzlerkandidat Gerhard Schröder zu einem Adoptionsrecht. „Die Diskussion dazu ist in der SPD noch im Fluß“, sagte er dem Hamburger Schwulenmagazin Hinnerk. Dennoch wolle er für homosexuelle Paare ein Rechtsinstitut schaffen, das „die gleichen Rechte und Pflichten wie in einer Ehe umfaßt“.

Unterdessen stellen Schwuso Lutz Kretschmann, der Schwulenverband und GALier Farid Müller klar, daß die „Hamburger Ehe“ nur der Anfang sein kann. Sie dürfe nur „ein Zwischenschritt“ auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung sein.

Silke Mertins