piwik no script img

Letzter Kaffeetag am Schüsselkorb: Das Café Jacobs ist ab heute geschlossen

Keine Bremer Klaben und auch keine Ratsherren-Torte mehr. Nie wieder: Das alte TraditionsCafé Jacobs an der Knochenhauerstraße öffnete gestern zum letzten Mal. Ab heute hat es wegen Konkurses für immer dicht. „Jetzt ist endgültig Schicht im Karton“, sagt nüchtern einer der 20 vorerst arbeitslosen MitarbeiterInnen – während die vornehmlich älte-re Café-Jacobs-Stammkund-schaft gestern zum letzten Mal Kaffe trank und im gemeinsam-wehmütigen Plausch der Historie des Bremer Kaffeehauses gedachte.

Damals, im Gründungsjahr 1909, lief noch alles prima im von Konditormeister Georg Jacobs frisch gegründeten Unternehmen: Die BremerInnen strömten in die von Jacobs errichteten Kaffehäuser – erst in die Falkenstraße, dann an den Doventorsteinweg, schließlich in die Georg-Gröning-Straße. Und auch als Sohn Heinz Jacobs 1950 das Haus in der Knochenhauerstraße eröffnete, ging noch alles glatt – bis der Familienbetrieb von der rauhen Neuzeit eingeholt wurde: 1991 übernahm der neue Betreiber Dieter Gulik das Café – und verschuldete sich offenbar: Gulik wollte unter dem Firmennamen Jacobs bundesweit Bistros betreiben – und ließ sich deshalb mit dem gleichnamigen Kaffeeröster Jacobs auf einen kostenspieligen aber erfolglosen Namensstreit vor Gericht ein.

Gleichzeitig, so heißt es, brachte das Haus mit seiner überwiegend alten Kundschaft immer weniger Geld ein – und die Banken streikten irgendwann: Das Konkursverfahren wurde eingeleitet. Ein Konkursverwalter beauftragte schließlich eine Gastronomiefirma, die das Café in den vergangenen Monaten bewirtschaftete. Doch selbst das extra um einen Mittagstisch erweiterte Angebot konnte das Ruder nicht mehr herumreißen: Der Konkursverwalter ordnete die Schließung an, weil sich dem Vernehmen nach auch keine Pächter mit angemessenen Angeboten für das Gebäude fanden.

Zwar beteuert die eingesetzte Gastronomiefirma, sie hätte neue Bewirtschaftungskonzepte vorgelegt, samt potentieller Interessenten. Doch das alles, so heißt es bei der HT Gastronomie Service GmbH, hätten die Banken wegen der schlechten Erfahrung mit dem vorherigen Betreiber nicht akzeptiert. Jetzt bleibt nur noch der Gerichtsvollzieher. Dabei hatten die Gründer des alten Café Jacobs immer nur eines im Sinn: „In allem stets nur das Beste bieten“ zu wollen. kat

Foto: Alex Kröner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen