piwik no script img

15 Jahr, wie es wirklich war

■ Von Pickeln, Küssen und anderen Nöten: Cornelia Kurth erinnert sich an die Pubertät

Nein, es ist nicht leicht, fünfzehn und ein Mädchen zu sein. Jeder Pickel wird zur existentiellen Katastrophe, die Erwachsenen nerven wie blöd, weil sie finden, man sollte sein Zimmer aufräumen und überhaupt alles anders machen. Kein Wunder, daß Frederike ihr Leben „beschissen“ findet, denn „ab 25 altert die Haut, dann ist alles vorbei“. Witzig und genau schildert die Bremer Autorin Cornelia Kurth in ihrer Erzählung „Frederikes Tag“ das Leben dieser 15jährigen. Wie die meisten Mädchen in ihrem Alter ist sie lebensklug und oberflächlich, großmäulig und kleinlaut, größenwahnsinnig und voller Selbstzweifel. So viele Möglichkeiten, so viele Grenzen. In der Schule liegt Frederike nicht nur im Clinch mit ihrem selbstgerechten Deutschlehrer, sondern auch mit dem „Schlägerweib Emine“ und der Türkengang. Da gibt's nur eins: „Ich werde Skinhead, dachte ich, voller Ernst! Ich will auch Türke sein und auch eine Gang haben.“

Frederike liest Girl und Dostojewski, liebt Arabella und den irischen Catcher Fit Finlay. Die beste Freundin von gestern ist schon morgen nur eine blöde Kuh. Wie soll eine da nicht den Boden unter den Füßen verlieren? Und dann die Angst, etwas zu verpassen: „Ich bin 15, und mein Leben hat noch nicht einmal angefangen.“ Wer sich von Frederike verleiten läßt, an die schreckliche Zeit der sogenannten Pubertät zurückzudenken, wird feststellen: Genauso war's. Beschissen und banal, kompliziert und manchmal sogar aufregend. Eine erfrischende und ehrliche Erzählung, nicht trotzig, aber auch nicht brav, weder anbiedernd noch belehrend. Diemut Roether

Cornelia Kurth: „Frederikes Tag“. Eichborn Verlag, Frankfurt/Main 1998, 120 Seiten, 28 DM

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen