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Ermittler verhören Bill Gates: Try and Error

■ Im Vorfeld des Microsoft-Prozesses gibt es Verwirrung über die Strategie der Ankläger

Berlin (taz) – Es muß zum Verzweifeln gewesen sein. Fast 17 Stunden lang vernahmen Verteter des US-Justizministeriums Ende letzter Woche Microsoft-Chef Bill Gates. Jedoch: Aus dem Milliardär, so berichten US-Medien, habe sich nichts rausquetschen lassen. Mal sei er ausgewichen, mal habe er kämpferisch reagiert. Microsoft- Sprecher Mark Murray kommentierte spöttisch: „Die Fakten sprechen gegen die Klage der Regierung. Es ist also nicht überraschend, daß die Regierung die Fakten nicht hören wollte.“

Die Washingtoner Regierung und 20 Bundesstaaten werfen Gates vor, sein Quasi-Monopol bei den Betriebssystemen dafür einzusetzen, auch das Internet beherrschen zu können. Hauptstreitpunkt ist, daß in das Microsoft- Betriebssystem „Windows 98“ die Internet-Software von Microsoft, der sogenannte „Explorer“, integriert ist: Wer „Windows 98“ kauft, hat automatisch auch den „Explorer“. Konkurrent Netscape fürchtet, daß die Verbraucher nicht extra ihr System installieren.

Ob Microsoft gegen Wettbewerbsrecht verstoßen hat, soll ab 23. September vor Gericht geklärt werden. Im Vorfeld brodelt nun die Gerüchteküche. Die Seattle Times berichtete, der Unternehmer solle ein drittes Mal vorgeladen werden. Außerdem erhebe die Regierung neue Vorwürfe: Microsoft soll Druck auf den Chiphersteller Intel ausgeübt haben, damit ein Geschäft zwischen Intel und dem Erzrivalen Netscape nicht zustande kommt. Zudem soll Microsoft versucht haben, den Markt für Audio-Video-Software mit dem Hersteller Apple aufzuteilen. Mit der Firma Realnetworks habe Microsoft einen Exklusivvertrag abgeschlossen, um deren Neuentwicklungen von der Konkurrenz fernzuhalten. Schließlich, so heißt es, werde Microsoft beschuldigt, Windows-Software so konzipiert zu haben, daß sie mit Konkurrenzsystemen nicht funktioniert – ähnliches hatten Konkurrenten schon früher behauptet. Hingegen berichtete die Nachrichtenagentur AP gestern, die US-Behörden wollten ihre Klage „nicht substantiell“ ausweiten.

Unterdessen zeigt sich Microsoft weiter unbeeindruckt und streitet alle Vorwürfe ab. Alles andere wäre auch dumm: Zur Zeit hat das Unternehmen noch ein Ersuchen beim zuständigen Richter Thomas Penfield Jackson laufen, den ganzen Prozeß wegen Irrelevanz niederzuschlagen. Daß dieser Schachzug Erfolg hat, gilt als unwahrscheinlich und wäre eine Sensation – theoretisch aber möglich. Georg Löwisch

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