Auf du und du mit dem Vorzugsticket: Billig-Stones
■ KPS verkauft Eintrittskarten zu halbem Preis, um das Weser-Stadion zu füllen
It's only Rock'n Roll, but I like it. Gestern abend sind die Rolling Stones im Bremer Weser-Stadion aufgetreten. Ein gewaltiger Image-Faktor für die Hansestadt. Wer kann schon damit werben, daß die bekannteste Rockband der Welt innerhalb der Stadtgrenzen gastiert. Dazu verzichtete die Stadt sogar auf die sonst fällige Stadion-Miete in Höhe von 400.000 Mark. Und daß das Stadion dann doch halbwegs voll war, verdanken die Stones der Findigkeit ihres Konzertveranstalters Klaus-Peter Schulenberg (KPS).
Allein bei der Bremer Sparkasse sind 300 MitarbeiterInnen in den Genuß von Vorzugskarten zum halben Preis von 58,50 Mark gekommen. Bei Daimler-Benz sind 1.000 Karten über den Tresen des Betriebsrates gegangen – ebenfalls zum halben Tarif. Und das, obwohl doch gerade die Betriebsräte immer um den vollen Tarif kämpfen.
Nach Angaben der Bremer Verbraucherzentrale ist die Ausgabe solcher Vorzugskarten an bestimmte Unternehmen jedoch in keiner Weise verboten. Fans, die entsprechend mehr für ihre Karten bezahlt haben, können sich nur ärgern. „Das kann einem aber auch passieren, wenn man sich einen Mantel kauft und ihn zwei Wochen später im Winterschlußverkauf zum halben Preis wiedersieht“, sagt Peter Bus, Betriebsrat bei der Bremer Sparkasse. Nach seinen Angaben habe das Unternehmen auch kein Kartenkontingent bekommen. „Bei uns konnten Mitarbeiter den verbilligten Kartenpreis auf ein Konto einzahlen. Am Montag haben wir dann dem Veranstalter KPS mitgeteilt, wieviel Karten bezahlt sind.“
Zu der Tatsache, daß Konzert-veranstalter Klaus-Peter Schulenberg keine Stadion-Miete zahlen muß, können die Juristen der Bremer Verbraucherzentrale auch nur mit dem Kopf schütteln. Nein, dies bewege sich ebenfalls im legalen Rahmen. Andere Veranstalter, die sich durch diese Subventionierung ausgebootet fühlten, könnten höchstens schriftlich protestieren. Das gleiche gelte natürlich auch für benachteiligte Fans.
In irgendeiner Form „ehrenrührig“ findet Sparkassen-Betriebsrat Peter Bus die Vorzugs-tickets nicht. „Jeder profitiert doch in irgendeiner Form von dem Unternehmen, bei dem er arbeitet“, so Bus. „Außerdem ist es doch verständlich, wenn der Veranstalter solche Vorzugskarten an größere Unternehmen weitergibt, wenn er noch Karten losschlagen will.“ Und genau in dieser Misere steckte Konzert-Veranstalter KPS. Von den 45.000 Karten waren bis Anfang der Woche nur 34.000 verkauft worden. Jeti
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