: Weltweite Kinderporno-Razzien
■ Ermittler durchsuchen Wohnungen von Deutschland bis Australien und nehmen Verdächtige fest. Unter den Opfern sind Kleinkinder. Die Auswertung des Materials wird Wochen dauern
Berlin (taz/dpa/AP) – In einer länderübergreifenden Aktion hat die Polizei einen weltweit tätigen Kinderporno-Ring aufgedeckt, der seine Angebote im Internet austauschte. Die Razzia, die von London aus koordiniert wurde, fand in 21 Staaten gleichzeitig statt. Die Beamten durchsuchten die Wohnungen und Büroräume von mehr als 200 Verdächtigen. Sie nahmen Dutzende Personen vorläufig fest und stellten mehr als 100.000 Porno-Aufnahmen von Kindern sicher. In Deutschland, wo die Fahnder in sieben Bundesländern ermittelten, gab es zwei Festnahmen.
In Stuttgart wurde ein 35jähriger Tatverdächtiger vorläufig festgenommen. Er gestand, Kinderpornos zu besitzen. Die Beamten beschlagnahmten seinen Computer, CD-ROMs und Videokassetten. Der Mann ist der Polizei bereits wegen ähnlicher Vergehen bekannt. Weitere Verdächtige nahm die Polizei in Nordrhein- Westfalen und in Hessen vorläufig fest. Die Männer sollten gestern den Haftrichtern vorgeführt werden. Darüber hinaus durchsuchten die deutschen Ermittler Wohnungen in Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Niedersachsen.
Auch in den USA und in Australien sowie in westeuropäischen, südamerikanischen und afrikanischen Staaten schlugen die Fahnder zu. Allein in Großbritannien nahm die Polizei elf Verdächtige fest. Die Mitglieder des Internet-Rings sollen große Mengen Bild- und Filmdateien ausgetauscht haben, auf denen der Mißbrauch von teilweise kaum zwei Jahre alten Kindern zu sehen ist. Die Ermittler kamen dem Ring „mehr oder weniger durch Zufall“ auf die Spur, sagte Dirk Büchner von der Pressestelle des Bundeskriminalamtes (BKA) der taz. Ermittlungen gegen einen amerikanischen Kinderporno-Ring hatten ins englische Sussex geführt. Dort entdeckten die Fahnder den gestern morgen aufgedeckten Ring namens Wonderland-Club. Nach Angaben des BKA sind dessen Mitglieder „sehr geschickt“ vorgegangen. Sie schotteten ihren Chat- Room, in dem sie kommunizierten und Daten austauschten, durch eine verschlüsselte Software sorgsam ab. Außerdem benutzten sie den sogenannten Internet Relay Chat (IRC), in dem – anders als im bekannten World Wide Web – ein gezielter Datentransfer an Interessenten möglich ist. Nach Angaben des Landeskriminalamtes Düsseldorf konnte im Wonderland-Club nur Mitglied werden, wer mindestens über 10.000 pädophile Bilder verfügte oder wer seine eigenen Kinder zum Mißbrauch anbot. Die Auswertung des sichergestellten Materials wird nach Polizeiangaben noch mehrere Wochen dauern. wil
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