Kommentar: Gekonnt verspielt
■ Planer versagen bei Bürgerbeteiligung
Die Vegesacker haben zu Recht geschrien: Wer informiert werden will, und dann kein Wort versteht, muß sich wahrlich verschaukelt fühlen. Pure Dusseligkeit scheint bei der einladenden Planungstruppe für das Haven Höövt zu regieren: Da wird ein Riesenprojekt im Stadtteil geplant, BürgerInnen fürchten sich vor Autolawinen, und mehrere Bürgertreffen mit über 100 Leuten finden in Vegesack zu diesem umstrittenen Projekt statt. Und was machen die Behörden und Planer? Sie rechnen mit einer Handvoll Leuten, die sich zur Versammlung in den kleinen Vegesacker Speicher verirren könnten.
Mit dieser Fehlplanung haben sich die Verantwortlichen jetzt den Stachel ins eigene Fleisch gerammt – statt gekonnt auf der Klaviatur der Bürgerbeteiligung zu spielen und eine ganz normale Einwohnerversammlung im größeren Bürgerhaus mit guter Akustik und bunten Folien durchzuziehen. Da hätten die BürgerInnen zumindest das Gefühl gehabt, mit ihren Sorgen und Nöten ernstgenommen zu werden. Da hätten sie Infos und Antworten bekommen – und einfach mal Dampf ablassen können. Danach hätte man ruhig weiter planen und Fakten schaffen können – ohne öffentlichkeitswirksame Aufregung und Proteste. Doch stattdessen boten sie den VegesackerInnen leere Floskeln und einen offenbar hoffnungslos überfüllten Saal: Besser hätte man den Zorn des Volkes gar nicht auf sich ziehen können.
Katja Ubben
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen