: Yeah, yeah, yeah!
■ Vorschau: Bremer Lokalmatadoren „Velvetone“ präsentieren ihre neue CD
Unglaublicher, als daß eine ganze Generation unter Helmut Kohl aufgewachsen ist, dürfte die Tatsache sein, daß sich diese jungen Leute nicht mehr an den King erinnern können, bzw. an jenen Tag im August 1977, als Elvis Presley unsere weltlichen Sphären verließ.
Es wird gemunkelt, daß sein Tod nur fingiert und von Malcolm McLaren erdacht war, daß Elvis unter den normalen Typen über die Welt wandert, irgendwo in einem Imbiss arbeitet oder unter Nixon zum Spezial-agenten der Drogenfahndung befördert worden ist.
Und vielleicht bringt Oliver Stone eines Tages die Wahrheit über Elvis Presley auf die Leinwand, aber trotzdem wird es auf der ganzen Welt getreue Gläubige geben, die ihr Leben seinem Gedenken widmen. Unvergessen z.B. der indische „Curry Elvis“ mit Hit-Zeilen wie „I don't do dope, I don't drink Bourbon, all I wanna do is shake my turban“, der Sänger von „Dread Zeppelin“ oder, meist weniger originell, die Oldie-Bands, die auf Stadtfesten mit brüchigen Cover-Versionen und ohne Hüftschwung den King in den Dreck ziehen.
Auf dem Kajenmarkt und an anderen einschlägigen Auftrittsorten dieser Sorte Bands ist gelegentlich auch das Bremer Quartett „Velvetone“ anzutreffen, die sich mit der CD „Vari-O-Sonic“ auf „One Million Dollar Records“ wieder zurückmelden. Stoisch beharren die Herren auf der musikalischen Epoche, die von, na, sie wissen schon, regiert wurde, und sie sind zu jung, um deswegen in jammerige Nostalgie auszubrechen und nix wie Cover-Versionen runterzunudeln. Sie kleben auch nicht am üblichen Schema, machen ihre Einflüsse aber weniger eindeutig, um den Sprung aus der Schublade zu schaffen. Andere Kapellen ziehen sich Schottenröcke an, machen eine Riesenshow und nennen sich „The Beatsteaks“ oder so!
„Velvetone“ sind aber keine Hampelmänner, sondern eine hart arbeitende Band mit einem Sinn für die essentiellen Dinge einer Ära als der Kamm eines Mannes noch heilig war. Die Konzerte sind abhängig von der Meute und nicht vom Abspulen etwaiger Showeffekte. Eine Band muß sehen, wo sie bleibt.
Am Rock'n'Roll auf kleinen Bühnen hat sich nichts geändert. Bierpfützen auf dem Schlagzeugteppich, rüpelhafte, schmutzige Typen (manche davon in Schottenröcken), die „schneller, lauter, härter“ rufen, ein lokaler Elvis-Impersonator erzählt von früher usw.
„Velvetone“ sind Lokalmatadoren par excellence und schon deshalb verspricht das Konzert ausgesprochen spritzig zu werden. Zudem haben sich Achim Gaetjen und Ralph Benesch angekündigt, um als „Swim Two Horns“ den Jungs hochkarätig mit Gebläse zur Seite zu stehen.
Viel Verwirrung gab es im Vorfeld noch um die Nominierung von „Thee Watzloves“ als „Support“. Guido Bolero, Schlagzeuger des Duos, fühlte sich einmal zu oft in die Ecke der Vorgruppen plaziert, dürfte allerdings von der besseren (und stärkeren!) Hälfte des Polka-Duos rechtzeitig zur Räson gebracht werden, obwohl „Vorgruppen“-Plazierungen unter Bremer Bands im allgemeinen als unsportlich angesehen werden. Tommy Blank
Freitag, 11. September, um 20 Uhr im Lagerhaus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen