: Erbauliches Ende einer Dienstzeit
Hamburgs umstrittener Oberbaudirektor Egbert Kossak wird frühpensioniert. Senator Maier kündigt Stellenausschreibung an ■ Von Heike Haarhoff
Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak wird nur noch 112 Tage im Amt sein. Eine Verlängerung seiner am 31. Dezember endenden Dienstzeit schloß Kossaks Vorgesetzter, Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL), gestern aus. Die Position des obersten Baumeisters der Hansestadt werde in den nächsten Tagen „öffentlich ausgeschrieben“, verkündete der Senator. Eine sechsköpfige „Findungskommission“ soll anschließend eineN NachfolgerIn aussuchen. Letztlich werde der Senat über die Besetzung entscheiden.
Die Stelle werde – wie bisher – auf neun Jahre befristet. Damit ist der jetzige Amtsinhaber Kossak aus dem Rennen: Der 62jährige, der seit 18 Jahren Oberbaudirektor ist, hatte gehofft, noch drei Jahre weitermachen zu können bis zum Beginn seines gesetzlichen Rentenalters. Maier entgegnete, seine Entscheidung sei „ein Votum für die Kontinuität des Amtes und nicht gegen den jetzigen Amtsinhaber“. Die mit neun Jahren relativ lange Amtszeit rechtfertigte Maier damit, „daß die Stelle unabhängig wahrgenommen werden“ müsse. Würde Kossak, dessen Schaffen und Engagement Hamburg „Attraktivität und Schönheit“ beschert habe, weiterbeschäftigt, fiele die Wiederbesetzung der Stelle „mitten in den nächsten Bürgerschaftswahlkampf“, warnte Maier. Das habe er vermeiden wollen.
Die Findungskommission besteht aus Senator Maier als Vorsitzendem, der SPD-Staatsrätin der Staatskanzlei, Gitta Trauernicht, sowie vier unabhängigen Persönlichkeiten aus Architektur und Stadtplanung: Inken Baller, Professorin für Architektur an der Universität Cottbus, Andreas Feldtkeller, bundesweit renommierter Stadtplaner aus Tübingen, Karl Ganser, Chef der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park, sowie Christiane Thalgott, Stadtbaurätin in München. Auf Hamburger Sachverstand aus Architektur und Planung verzichte er bewußt, so Maier, „um Interessenskonflikte mit potentiellen künftigen Auftragnehmern des Oberbaudirektors schon in dieser Phase zu vermeiden“.
Kossak selbst hatte bis zuletzt um die Verlängerung seiner Amtszeit gekämpft – mit Unterstützung von internationalen Architekten, die gar Bittbriefe an die Stadtentwicklungsbehörde verschickten. Doch mit Erfolg hatte der umstrittene Kossak am Ende selbst nicht mehr gerechnet. Hinter dem Bestreben, seine Stelle öffentlich auszuschreiben, vermutete er eine Verschwörung der Hamburger Grünen. Denn die hatten ihm mehrfach teils undemokratische Planverfahren und Investorennähe vorgeworfen. Auf einem Richtfest ging Kossak unlängst gar so weit, den Parteikollegen seines eigenen Senators „Ahnungslosigkeit“ über die Anforderungen an sein Amt zu bescheinigen.
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