: „TransFair“-Kaffee auf senatorischer Sparflamme
Je länger der Senat nachdenkt, desto kleiner wird das Ei, das er legt. Vor über einem Jahr beschloß die Bürgerschaft einstimmig, daß es in den Kaffeetassen der Stadt – vom Krankenhaus bis zum Rathaus – politisch korrekt zugehen sollte. Von den 100 Tonnen Kaffee, die in öffentlichen Einrichtungen pro Jahr weggeschlürft werden, sollte nach dem Willen der VolksvertreterInnen ein großer Teil von „TransFair“-Kaffee-Lieferanten angekauft werden. Doch das mit großem Werberummel überparteilich angekündigte Projekt für einen gerechten Handel mit der Dritten Welt fiel dem senatorischen Rotstift zum Opfer. Weil auch bei Brot für die Welt die Wurst bekanntlich bei uns bleibt, entschieden sich die Regierenden nach langem Nichtstun für eine Kleinstlösung: zehn Prozent der unverzichtbaren braunen Brühe sollen künftig fair angekauft werden.
Jede weitere korrekte Kaffeebohne wäre angesichts „der gegenwärtigen Haushaltslage nicht zu vertreten“. Doch es wäre nicht unser Senat, wenn er nicht trotzdem stolz auf sich wäre. Mit den zehn Prozent gerechtem Kaffee sei „ein entwicklungspolitisches Signal gesetzt“, eigenlobten sich Voscherau & Co. Damit wird nur jede zehnte öffentliche Kaffeetasse künftig im Namen der Gerechtigkeit nochmal so gut schmecken. sim
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