: Antworten auf Letzte Fragen
Warum heißen Strohwitwer und –witwen Strohwitwer und –witwen? (5.9.98)
Dieser Begriff hat seine Ursprünge im frühen Mittelalter und geht zurück auf das grausame Schicksal eineiiger Männer im ländlichen Niedersachsen. Damals fuhren die Frauen übers Wochenende auf den Markt – daher finden viele „Wochenmärkte“ auch heute noch am Samstag statt. Die zurückgelassenen Männer aber kümmerten sich nicht um die Kinder, sondern trafen sich in der Scheune zum Saufgelage. Als die Frauen am Sonntag müde heimkehrten, fanden sie ihre verwahrlosten Kinder einsam im Dorf. Ihre Männer aber lagen vom Rausch getroffen schlafend in der Scheune. Da packte die Frauen eine solche Wut, daß sie die bereitstehenden Dreschflegel nahmen und ihre Männer wie Stroh droschen. Ihre Wut war aber so groß, daß keiner der Männer die Dresche überlebte. Die übbriggebliebenen Witwen wurden in den Nachbardörfern deshalb mit Spott überzogen und hießen fortan nur noch „Strohwitwen“. Eine entsprechende Überlieferung für den „Strohwitwer“ hat die historische Forschung bislang nicht entdeckt. Die Wissenschaft vermutet, daß es sich dabei um Männer handelt, deren Frauen ihren Kummer in Stroh-Rum ertränkten und dabei umkamen.Tobias Pohl, Frankfurt/M.
Warum haben Männer Brustwarzen? (5.9.98)
Damit die Brusthaare ein Zentrum haben.Heinz de Moll, Wuppertal
„Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn“, 1. Buch Mose, Kap. 1, Vers 27. Die Frage muß deshalb heißen: „Warum hat Gott Brustwarzen?“ Schon im Mittelalter trieb diese Frage die gläubige christliche Welt um und trennte sie in Pro-Warzianer und Anti-Warzianer. Der schlüssige Beweis für göttliche Brustwarzen ist bis heute, daß alle seine päpstlichen Stellvertreter ebenfalls Brustwarzen hatten. Sollte es einmal einen Papst ohne Brustwarzen geben, müßte demnach die Bibel neu geschrieben werden.Gerhard Drexel, Berlin
Für Lust.Joachim Buckow, Schmachtenhagen
Die Bezeichnung „Brustwarze“ bei Männern wird heute – sprachwissenschaftlich gesehen – falsch verwendet. Sie ist auf das altgermanische Wort „Brunsthwarthza“ zurückzuführen, wobei im Rahmen der zweiten Lautverschiebung das n verlorenging. Fortan wurde die „Bru(n)stwarze“ des Mannes fälschlicherweise mit der weiblichen Brustwarze in einen Topf geworfen. Daß sich an der Funktion allerdings wenig geändert hat, beweisen die immer wieder von Männern zur Schau getragenen, unvermeidlichen und scheinbar zur Anregung angebrachten Piercings an eben dieser Stelle. Katja Dörner, Bonn
Auch Arme haben Beine!Gerd Neurath, Saarbrücken
Wie heißen die drei Zehen zwischen dem großen und dem kleinen Zeh? (5.9.98)
Schorsch, Heinz und Dieter.Lorenz Ritter, Hamburg
Edgar, Henning und Max.Katja Franz, Marburg
Diese Zehen heißen zweite, dritte und vierte Zehe.Oliver Bachmann, Düsseldorf
Ganz einfach: Daumenzeh, Zeigezeh, Mittelzeh, Ringzeh und kleiner Zeh.Benthe Stahl (4 Jahre),
Groß-Umstadt
In unserer Zivilisation wird der Zeh unmittelbar neben der Großzehe bei den meisten Menschen bereits „Hammerzeh“ genannt. Ich schlage vor, die nächstfolgenden Zehen in Analogie zur Kette der Gehörknöchelchen „Amboß-“ und „Steigbügel-Zehe“ zu nennen.Uta Eckensberger, Saarbrücken
Diese Zehen haben überhaupt keinen Namen, da sie für nichts Spezifisches gebraucht werden. Man zeigt mit ihnen weder auf andere Menschen (wie im Fall des Zeigefingers), noch stülpt man sich Ringe darüber (eine solche Mode steht noch aus).
Da diese drei Zehen sowenig belastet werden und von der großen und der kleinen Zehe schützend flankiert werden, sehen sie bei den meisten Menschen wenig ramponiert aus. Sie sind eigentlich überflüssig, aber eben nicht so überflüssig, daß der menschliche Schritt ganz auf sie verzichten könnte. Namenlos tun sie ihr Werk. Sie sind Mitläufer. Kein Grund, sie deswegen zu amputieren, wohl aber sollte man sie aufmerksam im Blick behalten (und sei es nur beim Nägelschneiden).Dr. Jürgen Bräunlein, Berlin
1. (für den Hausgebrauch):
Der mittlere Zeh heißt der mittlere Zeh, der Zeh neben dem großen Zeh heißt der Zeh neben dem großen Zeh, und der Zeh neben dem kleinen Zeh heißt der Zeh neben dem kleinen Zeh. Alle drei mittleren Zehen zusammen heißen die drei mittleren Zehen.
2. (zur medizinisch-wissenschaftlichen Verwendung):
Die Zehen sind wie die Finger, beginnend mit dem großen von D I (de eins) bis D V (de fünf) römisch durchnumeriert, wobei D für digitus steht (Plural: digiti; lateinisch: Finger bzw. Zeh). Die mittleren Zehen sind also die digiti II bis IV. Eine Prellung des Zehs neben dem großen Zeh des rechten Fußes heißt also beispielsweise eine „Prellung D II, re. Fuß“.Dr. med. Franjo Grotenhermen, Köln
Natürlich EHE-Zehen, denn:
Der Kleine gibt sich zögerlich,
eitel spreizend ziert er sich,
die dummen, krummen
EHE-Zehen
ihm viel zu eng zusammen gehen.
Erst recht dem großen Dicken:
es tät ihn furchtbar zwicken.
Tobias Palmer, Berlin
Warum zerknüllt oder zerreißt man Papier, bevor man es wegwirft? (29.8.98)
Die Fragestellung und die bisher veröffentlichten Antwortversuche zeigen deutlich, daß die Arbeitsanweisung der Rationalisierungskommission sämtlicher Berliner Verwaltungen noch nicht allgemein bekannt ist. Nach zweijähriger Beratung ist im Juni 1998 folgende Arbeitsanweisung ergangen (AawR 278/98 – Papierbehandlungsanweisung II):
1. Vor der Vernichtung beschriebenen oder bedruckten Papiers ist zu entscheiden, ob dieses durch unmittelbare Zuführung in den vorgesehenen Recyclingbehälter oder über die Behandlung durch den Reißwolf zu erfolgen hat.
2. Vor dem Zerreißen ist das Blatt Papier durch einen Bleistift von links unten nach rechts oben zu markieren.
3. Auf einer Ablichtung ist zu vermerken, welcher Weise das Papier der Vernichtung zugeführt wird.
4. Die Ablichtung ist zu den Akten zu nehmen.
5. Das markierte Papier ist zu zerreißen und dann (siehe 1.) der Vernichtung zuzuführen.Hans-Jürgen Stöppler, Berlin-Wilmersdorf
Kennen sich im Ameisenhaufen alle Ameisen? (29.8.98)
Ameisen erkennen erst mal die Zugehörigkeit zum gleichen Typ: Nimmt man eine rote Waldameise und trägt sie zu einer anderen roten Waldameisenart, wird der Gast binnen Sekunden zur Persona non grata erklärt und massakriert.
Ameisen kennen sich nicht persönlich, aber ameislich. Wahrscheinlich identifizieren sie sich am Geruch. Sie können sogar unterscheiden, was für ein Typ der andere ist. Schweißgeruch: Arbeiter. Zedernholzgeruch aus dem Libanon: Königin. Moschusochsenintensivöl: Liebhaber der Königin. Rasierwasser: Soldaten. Das Leben der Ameise ist ein einziges Klischee.Heijko Bauer, Erlangen
Die Ameise ist ein vielbeschäftigtes Wesen. Wie soll sie da noch die Zeit haben, sich die Namen ihrer Artgenossen zu merken? Sie hat aber ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Gesichter – trifft sie einen Kollegen, so kommt er ihr auf alle Fälle bekannt vor.Ilona, Karlsruhe
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