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Dynamischer Drittligist greift wieder an

■ Der FC Berlin plant Stadionbau für rund 18.000 Zuschauer im Sportforum Hohenschönhausen. Klub will ins Profilager. Sponsoren geben rund eine halbe Millionen Mark, um die Arena vom Land zu kaufen. U

Während viele Berliner Profivereine wohl noch über Jahre in bröckelnden Fußballarenen kicken müssen, plant der Ex-Dynamo-Klub, der FC Berlin (FCB), den großen Coup. Die Hohenschönhausener wollen ihre Sportstätte, das Stadion im Sportforum, dem Land abkaufen, um es zu einer modernen, bundesligagerechten Arena für 18.000 Besucher auszubauen. Eine Planung für die Sportstätte ist in Arbeit und soll demnächst der Öffentlichkeit präsentiert werden. Außerdem sei „ein Kaufantrag an den Senat unterwegs“, erklärt Präsident Volmar Wanski. Hintergrund der Aktion ist, daß der Verein fast schuldenfrei dasteht und sich anschickt, ins Profilager der Bundesliga zurückzukehren.

Rückendeckung erhält Wanski vom Bezirksamt. „Die Sache ist realistisch“ meint SPD-Finanzstadtrat Matthias Stawinoga, der von einem Quadratmeter-Preis von „30 bis 35 Mark“ für das rund 15.000 Meter große FCB-Areal ausgeht. Die Summe von rund einer halben Millionen Mark will der Bauunternehmer Wanski gemeinsam mit bereits aktivierten Investoren aufbringen. In die Modernisierung des Stadions müßten allerdings „nochmals weitere Millionen“ gesteckt werden. Diese sollen über Bankkredite finanziert werden.

„Wir wollen in Berlin sowohl sportlich als auch in der Popularität die Nummer drei hinter Hertha BSC und Tennis Borussia werden“, zeigt sich Stawinoga selbstbewußt. Die sportliche Nachfrage nach dem FCB steige sprunghaft, was die aktuellen Zuschauerzahlen belegen: Pro Heimspiel pilgern rund 1.000 Anhänger ins Sportforum, dreimal soviel wie in der vorigen Spielzeit.

Zwar strotzt die Geschäftsstelle des FC Berlin im Sportforum Hohenschönhausen noch heute vor Souvenirs aus besseren Fußball- Tagen. Aber die Patina aus DDR- Oberligazeiten, als der FCB noch BFC Dynamo hieß und die Lieblings-Elf von Erich Mielke die DDR-Oberliga beherrschte, soll abgelegt und neu überstrichen werden. „Unser Ziel ist die 2. Bundesliga“, proklamiert Präsident Wanski. Nach einem 3:1-Erfolg am Samstag gegen den SV Babelsberg steht der Verein momentan an der Spitze der Regionalliga, deutlich vor dem 1. FC Union aus Köpenick, dem Erzrivalen und erklärten Aufstiegsfavoriten.

Wanski hat bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren gründlich aufgeräumt. „Bei uns gibt es heute keine Dynamos mehr. Wir sind endlich ein ganz normaler Verein“, erklärt der Bauunternehmer aus Wartenberg. Anstelle der Altkader holte er einen Politiker wie Finanzstadtrat Matthias Stawinoga (SPD) und örtliche Unternehmer ins Boot, die jetzt im Wirtschaftsausschuß an einer Renaissance der geläuterten Dynamos basteln. Immerhin gilt der FCB als schuldenfrei, die Gehälter der Mannschaft werden pünktlich bezahlt, was in der dritthöchsten deutschen Spielklasse eher die Ausnahme ist. Jürgen Schulz

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