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Bombendrohung gegen Friedman

■ Diskussion über Rassismus in Deutschland mit Michel Friedman und Jan Philipp Reemtsma fand verspätet dennoch statt

„Bombe“ stand auf einem dilettantisch fabrizierten Flugblatt, und „Michel Friedman“. Mit der Absicht, die GAL-Veranstaltung „Rassismus in Deutschland“ vorgestern abend in der Meerweinschule in Barmbek zu verhindern, hatte ein Unbekannter an drei verschiedenen Orten die Warnung hinterlassen, den Veranstaltungsort in die Luft zu sprengen.

Hunderte von Menschen, die gekommen waren, um Michel Friedman vom Zentralrat der Juden in Deutschland, Jan Philipp Reemtsma vom Institut für Sozialforschung sowie drei weitere Podiumsgäste zu hören, mußten zunächst draußen warten. Die Polizei suchte das Gebäude mit einem auf Sprengstoff spezialisierten Spürhund ab. Dann: Entwarnung. Nun ermittelt nach Polizeiangaben der Staatsschutz.

„Ich danke Ihnen, daß Sie geblieben sind“, sagte Friedman den ZuhörerInnen im Saal. „Mit oder ohne Bombendrohung werde ich sagen, was ich zu sagen habe. Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen.“ Und zu sagen hatte er manches, was auch seine eigenen Parteikollegen in der CDU nicht gerne hören.

Die Volksparteien, so der Frankfurter, unterschieden sich im Umgang mit Minderheiten kaum noch. Forderungen nach Abgrenzung und angeblicher Bedrohung würden höchstens „von den einen verschämter, von den anderen unverschämter“ geäußert. Friedman klagte Respekt statt Toleranz, Rechte statt großmütig erteilte Aufenthaltstitel für MigrantInnen und Minderheiten ein. Andererseits warnte er davor, Extremismus als Ergebnis gesellschaftlicher Benachteiligung anzusehen und damit zu entschuldigen.

Jan Philipp Reemtsma bezeichnete es als einen der „schlimmsten politischen Fehler“, rechte Wähler als „Protestwähler“ zu bezeichnen. Hier würde suggieriert, daß ihr Verhalten gerechtfertigt sei und man sich ihrer Forderungen annehmen müßte. Zwar hätte ein jeder das Recht, einer nicht verbotenen Partei seine Stimme zu geben, doch müsse man dafür noch lange kein Verständnis aufbringen. „Ich sehe keinen Grund“, so Reemtsma, „Wähler der DVU mit netten Worten zu bedenken.“

Reemtsma unterscheidet zwischen „obsessivem“ und „gewöhnlichem“ Rassismus. Der obsessive Rassist sei unbelehrbar. Der gewöhnliche Rassismus sei „eine Sprechweise“, ein „gemeinsamer Code“. Brisant werde es, „wenn diese beiden Gruppen zusammenarbeiten“ – so geschehen im „Dritten Reich“, aber in kleinerem Maßstab auch heute.

Als Gegenstrategie schlägt Reemtsma vor, die „irrationalen Kriterien“ beim Staatsbürgerrecht aufzugeben. Statt dessen solle „die Gesellschaft als ein Projekt“ betrachtet werden, „das offen ist für alle Menschen, die an ihr mitarbeiten wollen.“ Silke Mertins

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