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■ Das SprachRohr

Feridun, 34, studierte Kunst und Humanmedizin. Er lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland, derzeit in Kiel, Staatsbürgerschaft: deutsch

Zur Wahl: Ich wähle grün. Ich kann die Fresse Helmut Kohls nicht mehr sehen.

Zum Kopftuch: Was soll das Kopftuch in der Schule?

1996 erschien von ihm „KanakSprak“, 1997 „Abschaum“. Mit der Botschaft „wir sind keine kleinen alileins!“ räumte Zaimoglu mit einer Migrantenliteratur auf, die vorwiegend das mühselige Leben zwischen zwei Kulturen beschreibt. Mit einer Kunstsprache, die sich an Anthony Burgess' „Clockwork Orange“ anlehnt und türkische Sprachfetzen mit internationalem Jugendslang zu einem Stakkato vermixt, will er „Leitfigur auf dem Kiez der Kanaken und Kanakas“ (Rotbuch-Eigenwerbung) sein. Geschätzt wird Zaimoglus verbaler Amoklauf vor allem vom Feuilleton und den von ihm als „Abiturtürken“ titulierten integrierten Deutsch-Türken. Die randständigen Jugendlichen, für die er vorgibt zu sprechen, sehen das mitunter ganz anders. So verwahrten sich arabische Jugendliche auf einer Veranstaltung am vergangenen Freitag in Berlin gegen die von ihm propagierte Selbststilisierung als Kanaken – „bemitleide uns nicht“. Nur die Intervention der „Abiturtürken“ konnte sie beruhigen. Seinen „Hurenzorn“ schleudert er wild durch die Gegend. Er richtet sich gegen Ausländerbeauftragte oder gegen Publizisten wie Claus Leggewie und Daniel Cohn-Bendit, denen er vorwirft, das Bild der „Kopftuch-Ayșes“ und „messerschwingenden Blutjunker“ zu zeichnen. In der direkten Konfrontation mit den Geschmähten wird der zornige Mann recht zahm. So besitzt er die Fähigkeit, sich auf jede Gesprächssituation einzustellen. Er spielt auf der Klaviatur des intellektuellen Diskurses ebenso souverän wie mit den Codes des Straßenslangs.

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