Neuer Leukämiefall

■ Erneut ist ein Erwachsener nahe dem AKW Krümmel an Blutkrebs erkrankt

In der Umgebung des Atomkraftwerks Krümmel ist erneut ein Erwachsener an Leukämie erkrankt. Das gab gestern die Bürgerinitiative gegen Leukämie in der Elbmarsch am Rande einer Anti-AKW-Demo der Umweltschutzorganisation Greenpeace vor Krümmel bekannt. „Es gibt weder Beweise, daß die Erkrankung von dem Kraftwerk kommt, noch, daß sie nicht von dem Meiler kommt“, erklärte Greenpeace.

Greenpeace, der BUND und Bürgerinitiativen forderten daraufhin erneut, das AKW stillzulegen. Seit Anfang der 90er Jahre sind im Umkreis von fünf Kilometern um das AKW neun Kinder sowie zwei Erwachsene an Blutkrebs erkrankt. Der neue Fall wurde im niedersächsischen Tespe registriert.

Das Kieler Umweltministerium, das zur Klärung der Ursachen für die gehäuften Blutkrebserkrankungen den Bremer Epidemiologen Eberhard Greiser mit einer Fall-Kontroll-Studie beauftragt hat, bestritt gestern, von dem neuerlichen Fall gewußt zu haben. „Wir“, so Sprecherin Claudia Sieg, „haben davon erst am Vorabend der Demo mündlich von der BI erfahren“. Es handele sich um eine Erkrankung in Niedersachsen, die, wenn überhaupt, in verschlüsselter Form dem dortigen Landeskrebsregister gemeldet werde, nicht aber dem Umweltministerium im Nachbarland.

Die Ärztin Helga Dieckmann von der BI reagierte empört: „Bereits im August“, so Dieckmann, „habe ich die Leukämiekommission in Kiel über den Fall informiert“. Das Umweltministerium sei dort präsent gewesen.

Der Pannenreaktor Krümmel steht seit Juni wegen Wartungsarbeiten still. Er soll nach Angaben der Betreiber voraussichtlich im Oktober wieder ans Netz gehen. Nach den Leukämieerkrankungen, den ungeklärten Rissen an Speisewasserrohren und am Reaktordruckbehälter sowie lockerer Schrauben wird seine Sicherheit vom Kieler Energieministerium als Atomaufsichtsbehörde zunehmend kritisch beäugt. Allein zwischen 1988 und 1998 wurden in Krümmel 146 meldepflichtige Ereignisse registriert. Heike Haarhoff