: Berlin soll um zwei Museen reicher werden
■ Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz plant am Kulturforum ein Museum für europäische Kulturen und in Charlottenburg ein Fotomuseum
In der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wird über die Gründung von zwei neuen Museen nachgedacht. In der Diskussion sind ein Zentrum für Fotografie in Charlottenburg und ein Museum der europäischen Kulturen am Kulturforum. Bei beiden Projekten verbinden sich Interessen der Generaldirektion der Stiftung, der es um eine weitere Profilierung der neugeordneten Berliner Museumslandschaft geht, mit einer wissenschaftlichen Neuorientierung.
Die Idee, das Museum für die europäischen Kulturen am Kulturforum unterzubringen, hat Generaldirektor Wolf-Dieter Dube ins Spiel gebracht. Der Vorschlag zielt darauf, das Kulturforum mit der Neuen Gemäldegalerie, der Neuen Nationalgalerie, dem Musikinstrumentenmuseum und der Kunstbibliothek als zweites Museenzentrum neben der Museumsinsel weiter auszubauen.
Hintergrund ist aber auch, daß schon länger Ethnologen und Historiker beklagen, daß zwischen dem Dahlemer Museum für Volkskunde und der Völkerkunde, die sich den außereuropäischen Kulturen widmet, eine Lücke klaffe: der Blick auf Europa fehlte. Die Idee eines neuzugründenden Museums der europäischen Kulturen wird vom Museum für Volkskunde und der europäischen Abteilung der Völkerkunde zusammen entwickelt. „Dazu bereiten wir gerade eine Pilotausstellung für nächstes Jahre über Kulturkontakte in Europa vor“, sagt die Direktorin des Museums für Volkskunde, Karasek. Ein erster Plan, ein Museum der europäischen Kulturen in einem stillgelegten Gebäude des Wasserwerks Friedrichshagen zu etablieren, erwies sich als nicht realisierbar.
Etwas weiter gediehen ist der Plan für ein Fotomuseum im Charlottenburger Stülerbau, in dem bisher das Ägyptischen Museum untergebracht ist. Ein Interimslösung sieht vor, die ägyptische Sammlung schon nächstes Jahr in den Nordflügel des Pergamonmuseums zu bringen, der mit dem Umzug der antiken Sammlung ins Alte Museum freigeworden ist. Dann stände der Stülerbau für einen neuen Inhalt zur Verfügung.
Dube hat bereits das Konzept des Fotomuseums konkretisiert. In vielen Archiven der 17 Museen der Stiftung lagert ein fotohistorischer Bestand, der einer neuen Bearbeitung bedarf. Einen schlagenden Beweis für die Notwendigkeit, die oft als Dokumentation erworbenen und topographisch geordneten Sammlungen neu zu durchforsten, liefert gerade die Kunstbibliothek mit Architekturbildern des berühmten Pariser Stadt-Fotografen Eugène Atget. Fast hundert Jahre ruhten seine Aufnahmen als verborgener Schatz im Archiv, berichtet der Direktor der Kunstbibliothek, Bernd Evers.
Um dem Ganzen einen Glanz aufzusetzen, der über Forschungsaufgaben hinausgeht, steht man auch in Verhandlung mit dem Starfotografen Helmut Newton. Kommt das Projekt zustande, fände Newton im westlichen Stülerbau einen alten Freund vor, den Sammler Heinz Berggruen.
Neue Stellen für das Museum für Fotografie gibt es allerdings nicht; die Arbeitskräfte sollen aus Umstrukturierungen gewonnen werden. Zur Zeit ist ein Wissenschaftler damit beauftragt, einen Kriterienkatalog zu erstellen, was aus den bisherigen Archiven für das neue Haus in Frage käme. Katrin Bettina Müller
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