: Festnahmen in Nordirland
■ Zwölf mutmaßliche Attentäter von Omagh verhaftet. Waffenstillstand spaltet Unionisten
Dublin (taz) – Die Polizei in beiden Teilen Irlands hat am Montag zwölf Männer in Verbindung mit der Bombe von Omagh verhaftet. Bei dem Anschlag, zu dem sich die IRA-Absplitterung „Real IRA“ bekannt hat, wurden Mitte August 29 Menschen getötet. Die Tat hat die größte Polizeiaktion auf der Grünen Insel ausgelöst, sowohl die nordirische Royal Ulster Constabulary, als auch die südirische Garda Siochana (Friedenswacht) haben jeweils 60 Beamte abgestellt.
Unter den Verhafteten, die beiderseits der inneririschen Grenze in den Grafschaften Armagh und Monaghan festgenommen wurden, sind weder der frühere IRA- Quartiermeister Michael McKevitt noch seine Frau Bernadette Sands. Beide sind von Polizei und Presse nach dem Anschlag als Anführer der „Real IRA“ bezeichnet worden. Diese hat inzwischen einen „bedingungslosen Waffenstillstand“ erklärt.
Auf politischer Ebene hat die Frage der Abrüstung unterdessen zu einer Krise geführt. Unionistenchef David Trimble, der designierte nordirische Premierminister, ist nach seinem Treffen mit dem Sinn-Féin-Präsidenten Gerry Adams vom politischen Flügel der IRA aus den eigenen Reihen heraus heftig kritisiert worden. Die Dissidenten wollen eine eigene Organisation, „Union First“, gründen, um zu verhindern, daß Sinn Féin zwei Ministerposten in der neuen Regionalregierung bekommt, solange die IRA ihre Waffen nicht abgegeben hat.
Zwar räumte ein Sprecher der Gruppe, Rechtsanwalt Peter King, ein, daß Sinn Féin die Posten aufgrund des britisch-irischen Abkommens vom Karfreitag zustünden, doch Trimble hatte vor dem Referendum über das Abkommen im Mai die Waffenabgabe zur Vorbedingung erklärt. Verschiedene Unterhaus-Abgeordnete, die „Union First“ nahestehen, hatten in den vergangenen Tagen Gerüchte über Trimbles bevorstehenden Rücktritt gestreut, sollte die Frage der Abrüstung nicht geklärt werden. Trimble wies das gestern zurück: „Diese Leute sind nicht die zuverlässigsten Vermelder meiner Gedanken.“ Ralf Sotscheck
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