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Anonym helfen

■ Opfer von Gewalttaten können sich bei einer neuen Initiative untersuchen lassen

Opfer von Gewaltverbrechen, insbesondere Mißhandlungen und sexueller Mißbrauch, haben seit gestern in Hamburg die Möglichkeit, sich anonym untersuchen zu lassen. Die Initiative gegen Aggressivität und Gewalt e.V. unter der Schirmherrschaft von Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit (SPD) untersucht die Opfer und sichert die Spuren der Straftaten, egal ob Anzeige erstattet werden soll oder nicht.

Ehrenamtlich tätige Ärzte, zumeist vom Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE), stehen rund um die Uhr unentgeltlich zur Verfügung, um auch geringfügige Verletzungen festzustellen. Die können zur Tatrekonstruktion dienen und in einem späteren Verfahren ausgewertet werden. Damit wird vor allem Opfern, die sich scheuen, zur Polizei zu gehen, die Möglichkeit anheimgegeben, ihre Verletzungen untersuchen und dokumentieren zu lassen.

Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg 11.830 Opfer von Gewalttaten registriert, darunter waren 296 Vergewaltigungen. Experten gehen allerdings davon aus, daß die Dunkelziffer zehnmal höher liegt. Genau für diese Menschen wurde die Initiative gegründet. „Wir befürworten zwar ausdrücklich das Einschalten der Polizei“, betonte gestern die Vorsitzende des Vereins, die Gerichtsgutachterin und Ärztin Dragana Seifert. Wer aber die Beamten nicht sofort informieren wolle, habe es entsprechend schwer, in einem späteren Verfahren Beweise für die Mißhandlungen zu erbringen. Deshalb sei es wichtig, „Dokumentation und Spurensicherung zum frühestmöglichen Zeitpunkt durchzuführen“. Der Verein könne zwar nur medizinische, keine psychologische Betreuung leisten. Doch die Opfer würden an entsprechende Einrichtungen weitervermittelt.

Finanziert wird das Projekt ausschließlich aus Spenden. Die Räume und Sachmittel werden vorerst vom UKE zur Verfügung gestellt. „Auf die Dauer“, stellte Annette Pflaum, Pressesprecherin der Jusitzbehörde allerdings fest, „ist eine Anmietung wohl erforderlich.“ Eberhard Spohd

Hamburger Initiative, c/o Institut für Rechtsmedizin, Butenfeld 34, 22529 Hamburg, (tagsüber): 47 17-21 30, (nachts): 47 17-21 27

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