: Streikmarathon beendet
■ Mit Norbert Blüms Hilfe ging der einjährige Streik beim Schilderhersteller Warweg zu Ende
Berlin (taz) – Der Streik war lang, so lang, daß am Dienstag Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) höchstpersönlich nach Bielefeld reisen mußte, um die streitenden Parteien zur Einsicht zu bewegen. Der mittelständische Unternehmer Uwe Warweg und Vertreter der IG Medien einigten sich nach einem Jahr Streik auf einen künftigen Haustarifvertrag. „Wurde höchste Zeit“, hieß es gestern bei der IG Medien.
Die Streikposse mit den Dauerstreikposten hatte vor einem Jahr begonnen. Damals weigerte sich der Bielefelder Schilderproduzent Uwe Warweg, mit der IG Medien in Verhandlungen über einen Haustarifvertrag für die 60 Beschäftigten zu treten. Sie wurden nach einem eigenen System entlohnt, „Nasenprämien“, schildert Franz Kersjes, Vorsitzender der IG Medien Nordrhein-Westfalen.
Irgendwas lief schief beim Hausstreik. Warweg blieb stur. Rund 35 Kollegen produzierten weiter Firmen- und Straßenschilder, 25 Streikende postierten sich vor der Tür. Die IG Medien stellte einen Container auf. Jemand schleppte eine Feuertonne an. Es half nichts.
Sicherheitshalber wandelte Warweg seinen Betrieb unterdessen in eine „Unternehmensgruppe“ mit sechs Minifirmen um. Damit wurde der Betriebsrat gekippt. Jugendliche Sympathisanten der Streikenden beschmierten im Gegenzug sein Privathaus und verklebten Schlösser. Auch das trug nicht zur Befriedung bei. „Nazimethoden“, schimpfte Warweg. Dann kam Blüm.
Der unter Vermittlung des Arbeitsministers ausgehandelte Haustarifvertrag sieht für die Beschäftigten immer noch die 38,5-Stunden-Woche statt der sonst üblichen 35-Stunden-Woche vor. Aber immerhin: Die 100prozentige Lohnfortzahlung wurde festgeschrieben. Am Montag stimmen die Streikenden über das Vertragswerk ab. Sie wollen in dem Betrieb wieder arbeiten. Warweg hat es ihnen mündlich zugesichert. Barbara Dribbusch
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