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Siemens richtet Fonds für Zwangsarbeiter ein

■ Der deutsche Elektrokonzern folgt dem Beispiel von VW und stellt 20 Millionen Mark bereit

München/Stuttgart (dpa/AP) – Als zweites deutsches Großunternehmen hat Siemens einen Hilfsfonds in Höhe von 20 Millionen Mark für ehemalige Zwangsarbeiter während der NS-Zeit eingerichtet. „Wir sind auch bereit, das Geld aufzustocken, falls es nicht reichen sollte“, sagte ein Sprecher der Siemens AG gestern. Der Konzern kündigte an, das Geld solle schnell und unbürokratisch an hilfsbedürftige Menschen ausgezahlt werden. Bereits vor zwei Wochen hatte VW einen 20-Millionen-Fonds für frühere Zwangsarbeiter angekündigt.

Die Einrichtung des Siemens- Fonds habe „absolut nichts“ mit der Sammelklage zu tun, die ehemalige Zwangsarbeiter Ende August in den USA gegen Siemens, VW und andere führende deutsche Unternehmen eingereicht hatten, sagte ein Siemens-Sprecher. Die Klage sei bei Siemens noch nicht eingetroffen. Siemens wolle mit dem Fonds die humanitäre Hilfe fortsetzen, die das Unternehmen bereits Anfang der sechziger Jahre begonnen habe. Damals habe Siemens der Jewish Claims Conference Zahlungen in Millionenhöhe geleistet und sich damit zu seiner „moralischen Verantwortung bekannt“, teilte das Unternehmen mit. Darüber hinaus sei in Einzelfällen humanitäre Hilfe für bedürftige Personen gewährt worden.

Der Siemens-Fonds soll von unabhängigen Persönlichkeiten und Organisationen betreut werden. Ob und in welcher Höhe bereits Ansprüche von Menschen angemeldet wurden, die während der NS-Zeit zwangsweise in den Siemens-Werken arbeiten mußten, teilte der Konzern nicht mit.

Einer Festschrift zum 150jährigen Bestehen 1997 zufolge hatte Siemens 1944 bei einer Gesamtbelegschaft von 244.000 Mitarbeitern etwa 50.000 „Arbeitskräfte gegen deren Willen“ beschäftigt. Der Unternehmenssprecher schätzte die Zahl der Zwangsarbeiter aber geringer ein. Er betonte nochmals, daß die deutsche Industrie während der NS-Diktatur Produktionsauflagen erhalten habe.

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