: Ein Problem weniger
■ Der FC St. Pauli steht finanziell gut da – zumindest was die Krankenversicherung seiner eigenen Spieler angeht
Ein Problem hat Robert Ahrens, Vizepräsident des FC St. Pauli, und dort für die Bilanzen zuständig, auf keinen Fall: Die drastisch erhöhten Beiträge für die Krankenversicherung seiner Spieler bedrücken den Steuerprüfer nicht – zumindest nicht zur Zeit.
Denn die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) verlangt seit Januar 1995 von den Vereinen der Ersten und Zweiten Bundesliga sowie der vier Regionalligen erheblich mehr Geld. Der FC St. Pauli soll statt der bisherigen 400.000 Mark jährlich etwa 2 Millionen Mark überweisen, um die Gesundheit seiner Spieler zu versichern. „Das war nötig“, erklärt Stephan Marke von der VBG, weil die Kosten für die medizinische Betreuung von Sportlern erheblich gestiegen seien. „Und wir müssen ja bedarfsdeckend arbeiten.“
Beim FC St. Pauli hat man die erhöhten Bescheide nahezu vollständig akzeptiert. „Für 1995 und 1996 haben wir jeweils 1,7 Millionen Mark bezahlt“, kann Ahrens verkünden – im Gegensatz zu anderen Clubs: Weil der Deutsche Fußballbund (DFB) seit 1995 mit der VBG um die Sätze verhandelt, haben viele Vereine nicht gezahlt. Sie stünden vor dem Konkurs, wenn sie nun die bislang gestundeten Beträge aufbringen müßten. Darum übernimmt, so sieht es zumindest ein Vertragsentwurf vor, der DFB diese Schulden und wandelt sie wohl in längerfristige Darlehen für die Clubs um. Diese Vereinbarung soll bis Ende 1998 gelten. Danach müssen die Vereine ihre VBG-Beiträge wieder selbst bezahlen.
Der FC St. Pauli zögert noch, diesem Entwurf, den alle Clubs genehmigen müssen, zuzustimmen. Denn am Millerntor wird seit Jahren gespart und weniger in neue Spieler investiert, während andere Vereine sich nicht um die Zahlungsaufforderung gekümmert und weiter eingekauft haben. „Das könnte“, formuliert Ahrens vorsichtig, „zu einer Wettbewerbsverzerrung führen.“ Immerhin hat sein Verein eine höhere Beitragsleistung erbracht, als nach dem neuen Vertragswerk vorgesehen war. „Somit werden an uns keine Nachforderungen gestellt werden.“
Beim Hamburger SV sieht man die Problematik etwas gelassener. In den Jahren 1995 und 1996 überwies man von der Rothenbaum-chaussee der Einfachheit halber Beiträge in alter Höhe. „Für 1997 liegt uns noch kein Bescheid vor“, erklärte Vorstandsvorsitzender Werner Hackmann, „so daß wir uns noch gar nicht damit befassen müssen.“ Außerdem hat man schon Rücklagen für Nachzahlungen gebildet. Eberhard Spohd
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