: „Keine Ausrede mehr“
■ GAL: Weg frei im Bund für Ausstieg aus der Atomkraft und für Abschiebestopp
Den größten Jubel der Grünen bekamen ausnahmsweise die Sozialdemokraten. Deren gutes Abschneiden wurde von den rund 600 Gästen der grünen Wahlparty in der Altonaer Fabrik gestern abend frenetisch bejubelt. Mit dem eigenen Abschneiden von 10,9 Prozent zeigte man sich „zufrieden“.
„Ich habe ja mit Schlimmerem gerechnet“, gestand Lutz Jobst, Direktkandidat in Bergedorf, aber „Hauptsache, Kohl ist weg“. „Jetzt geht es auch in Hamburg richtig los“, schwelgte Antje Möller, grüne Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, in Vorfreude auf eine mögliche rot-grüne Regierung auch in Bonn-Berlin. Bisher sei grüne Politik in der Hansestadt in der Tat „verhalten“ gewesen. Nun fühle sich bestimmt die SPD zum einen „sicherer“ mit dem grünen Koalitionspartner, zum anderen könne Rot-Grün bundesweit nun endlich den Weg freimachen zum Beispiel für eine Hamburger Atomausstiegspolitik und einen umfassenderen und schnelleren Abschiebestopp. „Jetzt haben wir jedenfalls auch keine Ausrede mehr“, gab Ulrich Cremer, Direktkandidat in Eimsbüttel, freimütig zu. Amke Dietert-Scheuer erhoffte sich von Rot-Grün bundesweit gar „mehr als Hamburg“, insbesondere in der Asyl- und Menschenrechtspolitik und: „Der Einstieg in den Atomausstieg wird kommen“, frohlockte Dietert-Scheuer, die die vergangenen vier Jahre für die Grünen im Bundestag saß.
Ihr erneuter Einzug über die Landesliste stand allerdings gestern abend noch in Frage. Einige „unglückliche Vorstellungen von uns“ habe ihre Partei gegenüber 1994 Stimmen gekostet, erklärte sie. Auch habe der polarisierte Wahlkampf sicher einige Grünwähler zur SPD wandern lassen. Daß sie im Verbund mit den Grünen den Umschwung garantieren, glaubten in der Fabrik nicht alle Grün-Wähler. „Aber es ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung“, freute sich eine junge Frau und schwenkte fröhlich eine Karte mit Birne: „Ich habe fertig.“
Heike Dierbach
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen