Kommentar: SPD, aufwachen!
■ Nur Schmusen mit CDU macht müde
Der Wechsel ist da; wofür er gut ist, wird sich erst zeigen. Ein Irrtum wäre es aber, aus den vorsichtig farblosen Erklärungen des Kandidaten Schröder Rückschlüsse zu ziehen. Schröder spürte ja nur, daß die Stimmung in Deutschland nach der Ära Kohl eher saturiert ist. Eine Aufbruchstimmung wie vor 26 Jahren, als die SPD unter Willy Brandt die CDU auf die Bank schickte, ist nicht zu spüren.
Aber dennoch weckt der Wahlsieg der SPD Hoffnungen, und alles wird davon abhängen, welches Profil sie gewinnt. Dies wird insbesondere für Bremen entscheidend, wo im kommenden Jahr die Bilanz gezogen wird über die hiesige große Koalition. Die Bremer SPD hat sich bisher bis zur Unkenntlichkeit versteckt hinter Sachzwängen und den Kompromissen gegenüber der CDU, selbst im Bundestagswahlkampf hat sie das hohe Lied der großen Koalition gesungen. Die Bremer Wahlergebnisse lassen noch viel deutlicher als die Bundes-Ergebnisse an einen Wechsel denken.
Was nach vier Jahren großer Grau-in-grau-Koalition ihr eigenes Profil wäre, besonders in der für Bremens staatliches Überleben entscheidenden Wirtschaftspolitik, das wird die SPD sich nun rasch überlegen müssen. Auch wenn Gerhard Schröder das kleine Bremen letztlich egal ist – er braucht jede Stimme im Bundesrat. Ohne Not sich an die CDU zu binden wird er den Bremer Genossen nicht erlauben. Klaus Wolschner
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