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Kein Frieden für den Autor der „Satanischen Verse“

■ Das Außenministerium des Iran erklärt, die Fatwa gegen Salman Rushdie bleibt bestehen. Geistliche in Bangladesch beginnen eine neue Kampagne gegen die Autorin Taslima Nasrin

Teheran/Dhaka (AFP/dpa/taz) Auch nach der Einigung zwischen dem Iran und Großbritannien über Salman Rushdie bleibt das Leben des britischen Autors in Gefahr. Die Todesdrohung gegen den Schriftsteller bestehe weiter, bekräftigten Irans Regierung und staatliche Medien am Wochenende. Das Außenministerium in Teheran nannte die 1989 vom damaligen obersten religiösen Führer Ajatollah Ruhollah Chomenei erlassene Fatwa „unwiderruflich“. Irans Außenminister Kamal Charrasi hatte sich am Donnerstag gegenüber seinem britischen Kollegen Robin Cook von der Todesdrohung distanziert.

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Mahmud Mohammadi, sagte, die „Unwiderrufbarkeit der Fatwa des Imams ist eine Realität“. Der Sprecher warf Rushdie vor, seine „verletzenden und beleidigenden Reden“ fortzusetzen. Das werde ihm „noch mehr Haß“ seitens der Muslime eintragen. Mohammadi ist nach einem Bericht der Zeitung Iran News für das Amt des Botschafters in London vorgesehen.

Die Teherans konservativen Klerikern nahestehende Zeitung Dschomhuri Islami (Islamische Republik) schrieb in ihrer Samstagsausgabe, die Todesdrohung gegen Rushdie und das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld blieben in Kraft. Wer das Gegenteil behaupte, drücke damit nur seine eigene Meinung aus. Die ebenfalls konservative Ressalat berichtete, Rushdie werde bestraft werden.

Unterdessen begannen gestern muslimische Geistliche in Bangladesch eine neue Kampagne gegen Taslima Nasrin. Sie fordern ein Gerichtsverfahren gegen die Autorin wegen Gotteslästerung. Geistliche riefen zur Festnahme von Nasrin auf und kündigten landesweite Protestaktionen gegen die Rückkehr der Schriftstellerin nach Bangladesch an. „Gegen Taslima Nasrin kann vor Gericht nur nach der Scharia verhandelt werden, die für derartige Sünderinnen das Todesurteil vorsieht“, sagte Hadith Asisul Huk, Vorsitzender der Vereinigten Islamischen Allianz, die die Kampagne gegen die 36jährige Autorin anführt.

Die Schriftstellerin war vor zwei Wochen in ihr islamisches Heimatland Bangladesch zurückgekehrt, um dort ihre todkranke Mutter zu besuchen.

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