: Papas Groschengrab
Heinz Weisener, der Präsident des FC St. Pauli, steckt mal wieder ein paar Milliönchen aus der Privatschatulle in seinen Verein ■ Von Eberhard Spohd
Auf manches kann man sich einfach verlassen in dieser Welt. Das ist schön, vor allem für den FC St. Pauli. Kaum schlittert der Verein wieder einmal in wirtschaftliche Schwierigkeiten, dann kommt schon Präsident Heinz Weisener als Deus ex machina hereingeschwebt und stopft die Löcher in der Kasse. Wo er sich doch so fest vorgenommen hatte, nicht mehr finanziell für seinen Club geradezustehen.
Doch allzu drückend sind die Schulden wieder aufgelaufen, auch wenn Vizepräsident Robert Ahrens sagen kann: „Der FC St. Pauli hat keine über das normale Maß hinausgehenden Verbindlichkeiten und ist voll zahlungsfähig.“ Beim Deutschen Fußball-Bund sieht man das ein klein wenig anders. 1,19 Millionen Mark Miese werden dem Verein zum Beginn der kommenden Saison zugestanden. Sollte der Schuldenstand höher sein, droht der Lizenzentzug.
„Ich habe mich bereiterklärt, die liquiden Mittel zur Verfügung zu stellen“, sagte Weisener gestern. Als Grund für seine neuerliche pekuniäre Initiative nannte „Papa Heinz“ wie stets die „Begeisterung für den FC St. Pauli“. Einen zweiten Grund lieferte er jedoch dieses Mal gleich mit: „Ich wollte zu Beginn der vorigen Spielzeit den sofortigen Wiederaufstieg erreichen, dafür haben wir viel Geld ausgegeben. Wenn ich mich jetzt dem Verein zur Verfügung stelle, dann weil ich für die finanzielle Misere die Verantwortung übernehmen muß.“
Ein marodes Stadion und dessen Unterhalt, neue Spieler, die sich als sportliche Flops erwiesen, Abfindungen für entlassene Trainer und Manager sowie Gehaltsverträge mit Spielern, die eher der Ersten als der Zweiten Liga entsprachen: All das hat in der vorigen Saison nicht gerade ein Strahlen auf das Gesicht von Kassenwart Ahrens gezaubert. Nun muß also der Präsident aus seiner Privatschatulle erneut mehrere Millionen nehmen. Eine Besserung ist nicht in Sicht: „Es ist unmöglich“, bekannte Weisener, „in dieser Situation in der Zweiten Liga schwarze Zahlen zu fahren.“
Das wäre aber nötig, will man die Finanzierung eines neuen Stadions nicht gefährden. Darin sieht der Architekt die einzige Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Immerhin ist man bei den Entscheidungsträgern der Stadt ein gutes Stück weitergekommen. Im Moment prüft der Senat unter Federführung der Stadtentwicklungsbehörde recht wohlwollend, ob ein Stadionneubau am Millerntor förderungswürdig wäre. Immerhin gilt die Zweite Bürgermeisterin Krista Sager als Anhängerin des Stadtteilclubs. Die Baugenehmigung für die neue Arena soll zum 1. Dezember erteilt werden. Bis dahin soll auch die Finanzierung des inzwischen 90 bis 100 Millionen Mark teuren Objekts stehen.
Ob der Präsident selbst auch sein Scherflein dazu beitragen wird? „Das wird wohl nötig sein.“ Der FC St. Pauli bleibt also weiterhin ein Groschengrab für Heinz Weisener.
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