Chance für Junge Wilde

■ CDU: Ole von Beust fordert neue Köpfe und neues Programm für seine Partei

Überrascht oder gar geschockt war Hamburgs Oppositionsführer Ole von Beust (CDU) nicht über den Ausgang der Wahl. „Es klingt altklug, aber es war mir schon vorher relativ klar“, sagte der 43jährige Rechtsanwalt gestern zur taz. „Das ist das Ende einer Ära und kann eine große Chance zur Erneuerung sein.“ Und auf die Gelegenheit, die Partei einmal gründlichst zu entmuffen, warten „Junge Wilde“ wie von Beust schon länger.

Er warnte deshalb davor, mit den alten Führungskräften weiterzumachen, als sei die verlorene Bundestagswahl nur „ein Betriebsunfall“ gewesen. Er selbst will für den CDU-Bundesvorstand kandidieren. Seine Partei brauche einen Generationswechsel. „Die, die die CDU bisher repräsentiert haben, geben nicht mehr die Wirklichkeit der Gesellschaft wieder.“

Die CDU habe bei den nötigen Reformen des Renten- und Steuersystems „den großen Wurf nicht gewagt“, kritisierte der Hamburger. Auch die Wohlhabenden sollten stärker verpflichtet werden, einen Beitrag „zur Sicherung des sozialen Friedens“ zu leisten. Die abgeschaffte Vermögenssteuer habe möglicherweise zur Wahlniederlage beigetragen.

Die CDU müsse „eine moderne Partei, die für die Masse da ist“ werden, forderte von Beust. Er hält Wolfgang Schäuble, der „integrativer“ sei als der Hamburger Volker Rühe, für den Richtigen, um die CDU aus der Krise zu führen. Auch eine Öffnung gegenüber Christdemokraten wie den parteiübergreifend anerkannten CDUlern Heiner Geißler und Michel Friedman hält er für wünschenswert. Die beiden seien „unabhängige Geister, und das ist es, was wir im Moment brauchen.“ Silke Mertins