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Geständnis als Imponiergehabe

■ Angeklagter im Lotto-Mord-Prozeß beteuert Unschuld

Im sogenannten Lotto-Mord-Prozeß hat der 27jährige Angeklagte gestern seine Unschuld beteuert. Er habe mit Raubmord an dem 54 Jahre alten Geschäftsmann Helmut Hansen nichts zu tun, hieß es in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung. Von seiner Tatbeteiligung habe er nur erzählt, um seiner ehemaligen Freundin zu imponieren. Die Erklärung ist die erste Einlassung des Angeklagten seit Prozeßbeginn.

Der ehemalige Drogenabhängige muß sich unter anderem wegen Mordes aus Habgier und wegen versuchtem schweren Raubes mit Todesfolge verantworten. Nach seiner Festnahme am 4. Februar hatte er vor der Hamburger Mordkommission zunächst gestanden, zu den beiden Tätern gehört zu haben, die am 10. Dezember 1996 den 54jährigen Geschäftsmann Helmut Hansen in dessen Laden am Mundsburger Damm erstochen hatten. Später widerrief der Angeklagte jedoch sein Geständnis.

Er sei selber nie in dem Lottogeschäft gewesen, sagte der Münsteraner. Auch mit der Täterkleidung und den Waffen habe er nichts zu tun. „Der furchtbare Ausgang der Tat hat mich sehr beschädigt“, hieß es in der gestern verlesenen Erklärung. Er habe später mehreren Menschen von seiner Tatbeteiligung erzählt, weil er nicht als Aufschneider gelten wollte. „Ich habe mich irgendwie da reingesteigert, eine wichtige Person zu sein“, meinte der Angeklagte, der zehn Jahre lang auf der Straße gelebt hat. Er habe deshalb auch nie an Flucht gedacht, obwohl dieses Verhalten sein ganzes Leben lang typisch für ihn gewesen sei. Der Prozeß wird morgen fortgesetzt. lno

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