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Türkische Theaterposse

■ „Was für ein türkisches Theater braucht Berlin?“ Eine Diskussion

Die Veranstaltungsreihe „Grenzenlos – kulturelle Begegnung mit der Türkei“ hat begonnen, und in der Flut der neuen Programmangebote schwimmen auch einige altbekannte Ereignisse mit: Das noch bis zum 24. 10. stattfindende Theaterfest des Kreuzberger Kulturensembles Diyalog zum Beispiel. Drei Wochen lang präsentiert es türkische Produktionen aus Deutschland und der Türkei. Zum Auftakt am vergangenen Donnerstag versuchte man eine Positionsbestimmung. Theatermacher, Journalisten und Politiker waren zu einer Diskussion mit dem Thema „Was für ein türkisches Theater braucht Berlin?“ in die Spielstätte Tiyatrom eingeladen.

Nicht einmal der grüne Kreuzberger Bezirksbürgermeister Franz Schulz, der die Diskussion eröffnete, hatte das Thema richtig verstanden. „Braucht Berlin ein türkisches Theater?“ fragte er in seiner Rede, und lenkte damit die Diskussion in eine völlig falsche Richtung. Es wurde viel darüber palavert, daß es türkisches Theater geben muß. Doch wie es aussehen soll, wurde nicht klar. Der bündnisgrüne Abgeordnete Ismail Hakki Kosan fühlte sich offenbar noch im Wahlkampf: „13 Prozent der Berliner sind Türken!“ rief er aus. „Warum wird türkische Kultur dann nicht mit 13 Prozent des Berliner Kulturetats gefördert?“ Eine interessante Frage, doch leider nicht zum Thema.

Eine Wortmeldung des Regisseurs Yalcin Baykul ließ die Diskussion explodieren. Er kritisierte das Tiyatrom, die größte und am besten ausgestattete Spielstätte für türkisches Theater in Berlin, für sein „amateurhaftes“ Programm. Das wollten die Mitarbeiter des Tiyatrom nicht auf sich sitzen lassen. Die Debatte wurde so heftig, daß eine Pause eingelegt werden mußte. Die wenigen konstruktiven Wortmeldungen lassen sich in vier Punkten zusammenfassen: 1. Es gibt verschiedene türkische Einwanderergenerationen, und jede dieser Generationen braucht ein anderes Theater. 2. Türkisches Theater ist nicht zwangsläufig türkischsprachiges Theater. Auch deutschsprachige oder nonverbale Produktionen können den Bedürfnissen des türkischen Publikums gerecht werden. 3. Türkisches Theater hilft den in Berlin lebenden Türken, sich ihrer Identität bewußt zu werden. 4. Es gibt viele gute türkische Amateurtheaterproduktionen, aber nur wenige professionelle.

Wenn das türkische Theater einen gleichberechtigten Platz in der Berliner Kulturlandschaft erreichen will, dann muß es sich um eine höhere künstlerische Qualität bemühen. Oliver Kranz

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