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G7 wollen Krise gemeinsam und gelassen angehen

■ Die führenden Industriestaaten einigen sich auf eine Stärkung des IWF. Nach den USA kündigen auch die Briten Zinssenkungen an, Bundesbankpräsident Tietmeyer sträubt sich weiter

Washington/Moskau (AP/dpa/ AFP) – Die Finanzminister und Zentralbankchefs der sieben führenden Industriestaaten (G7) wollen gemeinsam gegen die weltweite Finanzkrise vorgehen. Bei ihrem Treffen in Washington einigten sie sich am Samstag, weiterhin auf eine wachstumsorientierte Wirtschaftspolitik zu setzen und, so die offizielle Diktion, „keine überstürzten Maßnahmen“ zu ergreifen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) müsse gestärkt und die Privatwirtschaft mehr an der Lösung von Krisen beteiligt werden. Auf die vor allem von den Drittweltländern geforderten Zinssenkungen gingen sie in ihrer Abschlußerklärung nicht ein. Die Details der gemeinsamen Maßnahmen sollen von einer Arbeitsgruppe unter Führung von Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer ausgearbeitet werden.

Die G-7-Vertreter hoben nach dem Ende der mehr als sechsstündigen Beratungen „die Bedeutung einer intensivierten Zusammenarbeit an diesem Scheidepunkt“ hervor. US-Finanzminister Robert Rubin sagte, alle Beteiligten seien sich der Probleme der Weltwirtschaft bewußt gewesen. Über die Vorschläge von Clinton, unter anderem einen internationalen Notfonds für Staaten in akuter Bedrängnis einzurichten, mit dem das Verfahren zur Vergabe von Notkrediten beschleunigt werden soll, sei noch nicht entschieden worden.

Laut Rubin bestätigten die Finanzminister und Zentralbankchefs ihre Einschätzung, daß sich die Risiken für die Weltwirtschaft verändert haben. Dies steht im Einklang mit der Ansicht von US- Notenbankpräsident Alan Greenspan, der die Hauptgefahr für die USA nicht mehr in der Inflation, sondern in einer Rezession sieht.

„Wir sind uns bewußt, daß sich mehr als ein Viertel der Welt in einer Rezession befindet“, sagte auch der britische Schatzkanzler Gordon Brown. Dazu gehöre auch Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Brown deutete an, daß Großbritannien wie zuvor schon die USA in dieser Woche Zinssenkungen einleiten könnte, um für Wirtschaftswachstum zu sorgen. Zur Zinsentwicklung in Deutschland sagte Tietmeyer, die deutschen Leitzinsen seien bereits auf einem „Rekord-Niedrigniveau“, weitere Senkungen schließe er daher aus. Die Lage in der Bundesrepublik sei mit der in den USA nicht vergleichbar. Damit widersprach der Bundesbankpräsident dem SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine, der als Finanzminister der neuen Bundesregierung gehandelt wird und am Wochenende wiederholt hatte, auch in Europa sei „eine Zinssenkung wirtschaftlich angebracht“.

Rußland warnten die G7 dringend davor, seine Pläne umzusetzen und neue Rubel zu drucken. Statt dessen müsse Moskau auf restriktive Geldpolitik setzen und die Staatsausgaben begrenzen. Während der Erörterung der russischen Krise nahmen auch der russische Finanzminister Michail Sadornow und Zentralbankchef Viktor Geraschtschenko kurzzeitig an der G-7-Konferenz teil. Sadornow forderte schnelle Hilfen über 2,5 Milliarden US-Dollar, legte aber keinen Sanierungsplan vor.

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