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Digitales Basteln

Der programmierbare Legostein ist da. Hamburger SchülerInnen haben „Cybermaster“ bereits getestet und für gut befunden  ■ Von Judith Weber

Lego möchte, daß Kinder Ratten bauen. Nacktschwänze aus grauen Steinen, die auf Befehl des Computers durchs Zimmer schlawenzeln, gesteuert von einem Mikrochip in ihrem Bauch. „Die Leute wollen, daß wir unsere Fantasie benutzen“, erklärt Ivor und befördert den Konstruktionsplan „Ratte“ per Maus-klick vom Bildschirm in den Abgrund des Speichers. „Ich arbeite an etwas anderem“, sagt der 13jährige. Er zuppelt an den Antennen des „Ivor-Mobils“, was ein Auto und seine erste interaktive Lego-Kreation ist.

Wo bei anderen Wagen die Fußmatten sind, liegt in dem Gefährt ein handygroßer Plastikstein in türkisgrün: Der Mikrochip, der das Ivor-Mobil erst mobil macht. Wenn der Fahrer am Computer eingibt, die Karre möge an die Wand fahren, donnert sie Sekunden später gehorsam gegen die Fußleiste. An dem Befehl „Kinderzimmer aufräumen“ arbeitet Ivor noch; „theoretisch ist das aber möglich“, erklärt er.

Damit „schließt der Cybermaster die Lücke zwischen Computerspiel und physischer Aktivität“, findet die Firma Lego, die den Mikrochip erfunden und nun auf den westeuropäischen Markt geworfen hat. Rund 400 Mark kostet eine Packung „Cybermaster“, also der Chip plus die vertrauten Plastik-Bausteine und CD-Rom.

Ivor spielt umsonst. Er gehört zu den Kindern, die an der „International School Hamburg“ seit zwei Wochen mit dem programmierbaren Stein herumprobieren dürfen. „Das Bauen ist leichter geworden“, lautet ihr einhelliges Urteil. Um ein Auto, einen Roboter oder ein rollendes Nagetier zustande zu bekommen, braucht es keine langen Basteleien mehr. Auf dem Bildschirm erscheint ein Muster-Gefährt – erst als ganzes, dann in Einzelteile zerlegt.

Das Herz jeder Konstruktion ist der Mikrochip; Steine und Antennen, die wie leuchtende Glasnudeln aussehen, „sind eigentlich nur Deko“, erläutert Ivo. Nach dem Prinzip „Überraschungsei“ zeigt der Rechner, welches Steinchen zu welchem Rad gehört. „Da muß man nicht ständig umbauen, weil man was falsch gemacht hat“, lobt die zehnjährige Lea. Sogar Spiele schlägt der Rechner vor. „Kolosseum“ zum Beispiel funktioniert etwa so: Zwei Kids bauen sich Gladiatoren, „und die müssen kämpfen“, erklärt Benjamin und ruckt am Joystick. Dann knallt ein Roboter auf den anderen, daß die Nippel auf den Steinen knacken; dem Lautsprecher entfährt ein krachender Ton. „Ist der jetzt tot?“, fragt ein Reporter schockiert. „Jau!“, antwortet Benjamin und preßt den Steuer-Stab nach links.

„Klar haben wir auch schon mal etwas gebaut, was nicht auf der CD vorgeschlagen wird“, sagt die 14jährige Cecilia, die sich am Musterfahrzeug „Bagger“ versucht hat. Sie pflückt Führerhäuschen und Schaufel ab, so daß der Bagger aussieht wie ein entwaffneter Panzer: „Das zum Beispiel“.

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