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Im Wind des Wettbewerbs

■ „Höhepunkte“: Mit einer Jubiläumsausstellung feiert die Hoch-schule für Künste in der Städtischen Galerie ihr Zehnjähriges

Die Hochschule für Künste (HfK) wird zehn Jahre alt. Und weil man in diesen lausigen Zeiten ja von anderen nichts mehr geschenkt bekommt, überreicht sich die HfK die beiden prestigeträchtigsten Geschenke gleich selbst. Ein gut belegtes Toastbrot – was sich bei näherem Hinsehen allerdings als sehr schönes Bilderbuch über die dank verschiedener Vorinstitutionen bis ins Jahr 1873 reichende Geschichte der Hochschule entpuppt. Zweites Präsent: Eine Ausstellung in der Städtischen Galerie im Buntentor, mit der die HfK in einer Art Leistungsschau ihre erfolgreichsten AbsolventInnen, von Malerei bis Graphikdesign, aus allen Sparten der Bildenden Kunst feiert.

Arbeiten von 21 Ex-StudentInnen, die spätestens vor fünf Jahren die HfK verlassen haben und sich danach, so sprach der HfK-Rektor Jürgen Waller, „in der rauen Luft des freien Wettbewerbs behaupten konnten“, sind in der Galerie ausgestellt. Man zeigt, was man hat – auch um zu belegen, wie Waller während einer Pressekonferenz betonte, „daß das Geld für die Hochschule gut angelegt ist“. Im Klima des von der Geldnot diktierten permanenten Rechtfertigungszwangs muß man offenbar so reden. Mit welchen Worten wohl die nächste Generation an HfK-Lehrenden – bis 2004 werden 70 Prozent aller Stellen neu besetzt – das kommende Jubiläum 2008 begehen wird?

Die bisherige Dividende der HfK-Geldgeber jedenfalls, soweit sie in der Städtischen Galerie zu bestaunen ist, kann sich durchaus sehen lassen. Arbeiten so erfolgreicher Designer wie etwa der Agentur „in(corporate“, die die Corporate Identity großer Unternehmen wie der Deutschen Bahn und dem Roten Kreuz neu gestaltet haben, finden sich neben Sigrid Schumachers schwarzen Abendkleidern oder Detlef Ihlenfelds Fotoarbeiten für die Lufthansa. Aber auch „klassische“ KünstlerInnen haben dem rauen Wind des Wettbewerbs trotzen können: Etwa Jana Grizmeks griesgrämig dreinblickenden und schmerzhaft verdrehten Bronzefiguren; die sehr schöne Videoarbeit „DSCH“ von Monika Meinold und Barbara Thiel, die ein Streichquartett von Schostakowitsch kongenial in bildnerische und zeichnerische Bewegungen umgesetzt haben, oder aber Silke Hennigs morbid-schönen wachsüberzogenen Möbelstücke.

Roland Kerstein schließlich wartet im Eingangsbereich mit einer ebenso einfachen wie vieldeutigen Installation auf. Zwei nackte Füße, wasserumspült, wackeln mit den Zehen, während der Betrachter in einem Spiegel zugleich einen Blick auf seine eigenen Füße werfen kann. Viele Millionen Jahre menschliche Evolution: Viel mehr als ein paar Schuhe scheint da nicht herumgekommen zu sein. Dank der HfK und ihren Geldgebern sind wir um diese weise Erkenntnis bereichert worden. zott

Die Ausstellung „Höhepunkte“ wird heute um 19 Uhr in der Städtischen Galerie im Buntentor eröffnet und dauert bis zum 1. November. Öffnungszeiten: Di und Do, 10-18 Uhr; Mi und Fr 10-16 Uhr, So 11-16 Uhr. Anläßlich des Jubiläums erscheint der erwähnte Toastbrotformatkatalog

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