: Rebellen schießen Flugzeug im Kongo ab
■ 41 Menschen sterben durch Raketenbeschuß. Laut Regierung evakuierte das Flugzeug Frauen und Kinder, nach Meinung der Rebellen brachte es den Regierungstruppen Nachschub
Kinshasa/Kigali (dpa/AFP/rtr) Die gegen die Regierung von Präsident Laurent-Désiré Kabila kämpfenden Rebellen im Kongo haben ein Passagierflugzeug mit 41 Menschen an Bord mit einer russischen Boden-Luft-Rakete abgeschossen. Die Maschine stürzte am Samstag nahe der umkämpften Stadt Kindu im Osten des Landes über dichtem Dschungelgebiet ab. Es gebe kaum eine Chance, einen der 38 Passagiere oder der drei Besatzungsmitglieder der Boeing 727 lebend zu finden, sagte ein Sprecher der privaten Fluggesellschaft Congo Airlines (CAL).
Kongos Informationsminister Didier Mumengi warf der Rebellenallianz RCD vor, mit dem Abschuß gezielt Zivilisten getötet zu haben. Laut Congo Airlines waren etwa die Hälfte der Passagiere Frauen und Kinder, die aus Kindu evakuiert werden sollten.
Die Rebellen erklärten dagegen in ihrem Hauptquartier Goma an der ruandischen Grenze, es seien Soldaten an Bord gewesen. Sie hätten den Funkverkehr abgehört und das Flugzeug beim Landeanflug mit einer ferngesteuerten Rakete beschossen. Dies sei erst erfolgt, als klar gewesen sei, daß die Maschine Verstärkung für die Regierungstruppen nach Kindu habe bringen sollen.
Nach Angaben der Fluggesellschaft wurde die Boeing 727 statt dessen kurz nach dem Start vom Flugplatz Kindu getroffen. Wahrscheinlich habe die Sam-7-Rakete das Heck der Maschine getroffen. Der Pilot habe noch einen Notruf absenden, die brennende Maschine aber nicht mehr manövrieren können.
Ein RCD-Sprecher warnte bei einer nächtlichen Pressekonferenz in Goma davor, daß künftig alle Flugzeuge, die Kindu ansteuerten, abgeschossen werden könnten. Die RCD-Rebellen, die vornehmlich dem Volk der Tutsi angehören, hatten sich Anfang August gegen Präsident Kabila erhoben. Sie werfen ihm Korruption und Vetternwirtschaft vor. Die Rebellen halten Stellungen in etwa 20 Kilometer Entfernung von Kindu. Der strategisch wichtige Ort ist die letzte größere Armeebastion im Osten des Kongo.
Übereinstimmend mit den Rebellen sagten westliche Diplomaten in Kinshasa, die von einem Griechen geleitete private Gesellschaft CAL habe im Regierungsauftrag bereits seit mehreren Wochen hauptsächlich Soldaten und Militärmaterial nach Kindu geflogen. In der 1.200 Kilometer östlich der Hauptstadt gelegenen Stadt haben die kongolesischen Soldaten ihr mobiles Hauptquartier eingerichtet. Die Rebellen hatten Anfang der Woche eine Offensive gegen Kindu gestartet, die die Armee nach eigenen Angaben abgewehrt hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen