: Betriebliche Ausbildung ist knapp
■ In Bremerhaven fand die Hälfte aller jugendlichen Bewerber keine Lehrstelle in Betrieben
Hennes & Mauritz sucht noch einen Azubi. Der Job ist heißbegehrt. 25 BewerberInnen kämen auf eine Stelle, sagt Ansprechpartnerin Sabine Riehl. Auch bei den Top Ten der beliebtesten Ausbildungsplätze des Bremer Arbeitsamtes liegt der Einzelhandelskaufmann vorn. Die meisten Bewerber, die sich bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes melden, wollen Kauffrau für Bürokommunikation, Einzelhandelskauffrau oder Kfz-Mechaniker werden.
Daß diese Berufe tatsächlich die Traumjobs vieler Jugendlicher sind, glaubt Detlef Stüwe trotz der hohen Nachfrage nicht. Das Verhalten der Jugendlichen sei eher „marktgerecht“, sagte der Abschnittsleiter für Berufsberatung gestern. Mit anderen Worten: Die Jugendlichen nehmen, was ihnen angeboten wird. Die Nachfrage deckt sich mit dem Angebot. Bei den Stellen, die das Arbeitsamt anzubieten hat, liegt Kaufmann für Bürokommunikation (522) und Einzelhandelskaufmann (302) ebenfalls ganz vorn in den Bremer Top Ten.
460 Jugendliche waren Ende September nach Angaben des Arbeitsamtes ohne Lehrstelle. Das seien 181 weniger als im Vorjahr, erklärte Arbeitsamtsdirektor Christian Hawel gestern. „Das entspricht einem Rückgang der nicht vermittelten Jugendlichen von 28,2 Prozent“. Doch der Schein trügt. Immer weniger Jugendlichen werden in betriebliche Ausbildungen vermittelt. Von 5.817 Bewerbern fanden 2.217 Jugendliche in Bremen einen Ausbildungsplatz in einem Betrieb. In Bremerhaven ist die Lage noch drastischer. Nicht einmal die Hälfte der jugendlichen Bewerber haben einen betrieblichen Ausbildungsplatz (von 2.167 Bewerbern 1.027). Die übrigen Jugendlichen kommen in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen unter, absolvieren eine außerbetriebliche Ausbildung und schönen die Statistik.
Insgesamt wurden dem Arbeitsamt 5.288 Ausbildungsplätze gemeldet. Das waren 351 Stellen mehr als im Vorjahr. 5.817 Jugendliche bemühten sich bei der Berufsberatung im vergangenen Jahr um eine Ausbildungsstelle. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage ist fast geschlossen – auch wenn nicht alle BewerberInnen ihre Lehre in einem Betrieb beginnen.
Nach wie vor sind es die Hauptschüler und Ausländer, die es besonders schwer haben auf dem Lehrstellenmarkt. Fast zehn Prozent der BewerberInnen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, sind Ausländer. Die Qualifikation der Bewerber spielt eine große Rolle: Von den 5.817 Bewerbern haben die meisten mittlere Reife (43 Prozent). 34 Prozent sind Hauptschüler. Zwei Prozent haben keinen Schulabschluß. Sie haben nach Angaben des Arbeitsamtes „so gut wie keine Chance“ auf eine betriebliche Ausbildung und sind auf die beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen angewiesen. Drei Prozent haben an der Universität oder an der Fachhochschule studiert und keinen Abschluß. 17 Prozent haben Abitur oder Fachhochschulreife. „Das sind immer noch die, die sich die Lehrstelle letztendlich aussuchen können“, weiß Stüwe. Auch bei H & M sind Abiturienten als Einzelhandelskaufleute gern gesehene Bewerber, weil sie später zu Abteilungs- oder Filialleitern ausgebildet werden sollen. Riehl: „Wir sehen in den Auszubildenden unsere kommenden Führungskräfte“.
Nicht für alle Ausgelernten stehen die Zukunftsprognosen so günstig. Von den 39.259 Männern und Frauen, die derzeit in Bremen arbeitslos gemeldet sind, sind 12,3 Prozent unter 25 Jahre alt: 4.076 Arbeitssuchende sind unter 25 Jahre alt. 752 BewerberInnen sind unter 20 Jahre alt.
kes
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