: Niederlage für Kabila
■ Rebellen im Kongo erobern nach heftigen Kämpfen die strategisch wichtige Stadt Kindu
Kindu/Berlin (AFP/taz) – Die ostkongolesische Stadt Kindu, wo die Regierungsarmee von Präsident Laurent Kabila ihr Feldhauptquartier im Krieg gegen die von Ruanda und Uganda unterstützten Rebellen hatte, ist von den Rebellen erobert worden. Wie ein AFP-Korrespondent gestern vormittag vor Ort sehen konnte, patrouillieren Einheiten der Rebellen im Zentrum der Stadt. „Der Feind hat sich in Richtung Kasai zurückgezogen“, sagte Rebellenkommandant Louis Ngizo Siatilo. „Wir kontrollieren die ganze Stadt und den Flughafen. Wir haben viel Material und Munition erbeutet. Sogar schwere Waffen wie die Yana [chinesische Raketenwerfer] wurden zurückgelassen.“
Nach Angaben von Ngizo leisteten die Regierungstruppen heftigen Widerstand am Ostufer des Kongo-Flusses, der durch die Stadt fließt. „Das war das Schlachtfeld“, sagte Kommandant Ngizo. „Die Regierungsarmee war zwischen uns und dem Fluß eingezwängt. Aber sie leisteten Widerstand, und wir mußten richtig kämpfen. Seit Beginn unserer Rebellion war es das erste Mal, das wir auf richtigen Widerstand gestoßen sind.“
Kongos Regierungsarmee, nach Angaben der Rebellen verstärkt von Mobutu-Generälen, Truppen aus Sudan und Tschad sowie einem Sohn des früheren ugandischen Diktators Idi Amin mit bewaffneten Anhängern, hatte über 6.000 Soldaten und schwere Artillerie in Kindu zusammengezogen und wollte von dort aus die Rückeroberung des Rebellengebietes im Osten des Kongo betreiben.
Beobachter halten es für möglich, daß die Regierung Kabila nach dem Verlust Kindus nun eher zu Verhandlungen bereit sein könnte. Oppositionspolitiker fordern seit Wochen Kabila dazu auf, einen Runden Tisch aus allen politischen Kräften einzuberufen, um über die Zukunft des Landes zu diskutieren. Exilpolitiker sind zur Zeit dabei, Unterstützung für dieses Projekt zu sammeln. In Paris gründete sich am Montag ein „Komitee zur Beförderung eines nationalen Konsenses“ aus ehemaligen politischen Führern des Mobutu- Regimes, das nach eigenen Angaben eine friedliche Lösung für den Kongo-Konflikt anstrebt. In Bonn soll morgen abend Mobutus letzter Premierminister, Likulia Bolongo, der auch in diesem Sinne aktiv sein will, im Deutschen Industrie- und Handelstag eine Rede halten. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen