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Moderne Kunst zieht in Bierkeller

Nach vierjährigem Verhandlungsmarathon erhält die „Berlinische Galerie“, das Museum für moderne Kunst, Räume in der Schultheiss-Brauerei in Kreuzberg  ■ Von Rolf Lautenschläger

Berlin (taz) – Neue Museen werden in der Hauptstadt derzeit so hoch gehandelt wie Investorenprojekte. Nach der Eröffnung der Neuen Gemäldegalerie am Kulturforum, dem Bau des Jüdischen Museums sowie der Rekonstruktion des „Neuen Museums“ auf der traditionsreichen Museumsinsel und der Erweiterung des Deutschen Historischen Museums (DHM) erhält jetzt auch das Museum für moderne Kunst, die „Berlinische Galerie“, neue Ausstellungshallen.

Der Standort für die Sammlung der klassischen und zeitgenössischen Moderne ist dabei so ungewöhnlich wie die Finanzierung des Projekts. Das Museum wird in die Gewölbe der ehemaligen Kreuzberger Schultheiss-Brauerei einziehen, in der vor Jahren die Bierproduktion eingestellt worden ist. In früheren Eiskellern mit insgesamt 14.000 Quadratmetern sollen auf 8.800 Quadratmeter Ausstellungsfläche die Exponate hängen. Die dunklen Keller haben für Museumsdirektor Jörn Merkert zwei entscheidende Vorteile: Gegenüber dem vorherigen Standort im Martin-Gropius-Bau, den der Bund für Ausstellungsevents kassiert hat, erhält die Berlinische Galerie nun doppelt soviel Fläche als Museum.

Zugleich bilden die rund 20 Meter hohen Gewölbe ein Unikum, das „attraktive Möglichkeiten bietet“, mehr als nur Bilder an die Wand pinnen zu können. Dem Museumsmacher schwebt dabei vor, in die Gewölbe Einbauten zu plazieren, auf denen Besucher zwischen den Exponaten flanieren könnten. Damit nicht nur Kunstlicht die Kunsträume erhellt, sind zudem Lichthöfe geplant, die ähnlich wie beim unteridischen Foyer des Pariser Louvre Sonnenstrahlen nach unten lenken.

Neu ist auch die Finanzierung des Museumsprojekts. Weil das Land Berlin kein Geld für den Umzug der Berlinischen Galerie in die Brauerei bereitstellen wollte, wird der Museumsstandort als Geschäft zwischen dem Land Berlin und privaten Investoren realisiert. Mit den Eigentümern des Geländes, der Deutschen Bank, Realprojekt Bau- und Boden GmbH und Veba-Immobilien AG, wurde verabredet, daß diese die Investitionen für das Museum mit rund 30 Millionen Mark übernehmen. Als Ausgleichsmaßnahme erhalten die privaten Bauträger Tauschgrundstücke aus dem Vermögen des Landes Berlin.

Außerdem ist geplant, das übrige Areal für über 300 Millionen Mark in ein Kultur-, Wohn- und Gewerbeviertel umzuwandeln. Baubeginn für das Renommierprojekt, von dem sich der Investorensprecher Willo Göpel „eine Symbiose“ zwischen Kultur und Rendite sowie eine Aufwertung des Bezirks Kreuzbergs verspricht, wird 1999 sein. Die Eröffnung des bis dahin heimatlosen Museums soll 2001 sein.

Ohne Beschädigungen ging das Projekt allerdings nicht über die Bühne. Nachdem Bund und Land die Berlinische Galerie aus dem Martin-Gropius-Bau an die Luft gesetzt hatten und die Museumsmacher seither auf Umzugskisten und Ausweichquartieren in Speditionshallen sitzen, wurden vier Jahre lang ergebnislos Standort- und Finanzierungsdebatten geführt.

Zugleich setzte der Brauerei-Investor das Land massiv unter Druck, indem er damit drohte, das Angebot für den Museumsstandort sowie die Investition platzen zu lassen, wenn der Senat dem Angebot nicht schleunigst zustimme. Jetzt sind nicht alle Probleme vom Tisch: Offen ist, wer die neuen Zufahrten zum Museum und andere Infrastruktureinrichtungen zahlen soll. Der Bezirk Kreuzberg hat bereits abgewinkt. Und offen ist ebenso, wer die Miete für die Berlinische Galerie aufbringt. Kunst kostet.

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